Ausgesiebt
Frottagesiebdruck mit Ölkreide in einer 8. Klasse: Ein „Im-Sieb-Verfahren“

von Claudia Hippe-Krafczyk, Seminar 2002/04

In diesem Unterrichtsbeispiel frottieren die Schüler einer 8, Klasse verschiedene Strukturen aus dem Pausenhof der eigenen Schule mit Ölkreide in ein vorher selbst gefertigtes Sieb. Die so verdichteten Stellen können im anschließenden Siebdruck verfielfältigt werden. 

Lehrplanbezug:
Lehrplanbereich 1.2. Gestalten aus der Phantasie: Ich stelle mir vor...
In diesem Bereich wird das „Experimentieren mit verschiedenen Materialien, Techniken,  und  Darstellungsformen“  betont. Gleichenfalls wird der Bereich 3. Gestaltete Umwelt, des Lehrplanes berührt:  Erkundung der Umgebung: Wo ich zu Hause bin

Material:
1. Für die Siebdruckrahmen:

Dachlatten gehobelt für ca. 30 Rahmen, Nägel und Hammer, Tacker und Tackernadeln sowie bereits zurecht geschnittene Voile-Stoffstücke 

2. Abdichten des Siebes

Ölkreiden, Paketklebeband

3. Zum Drucken:

2 Schraubzwingen, 2 Scharniere, 1 Dachlatte in gleicher Länge wie Sieblänge, sowie eine Rakel pro Drucktisch, Paketklebeband, alte Zeitungen

wasserlösliche Farbe (eventuell eine Blumenspritze)

Zeit: ca. 10 Unterrichtsstundenstunden 

Methodische Vorgehensweise
1. Rahmenbau in 3 Stationen
Jeder Schüler fertigt seinen eigenen Siebdruckrahmen individuell in drei Stationen. An der ersten Station wurden nach einer Anleitung die vier zurechtgesägten Dachlatten zu einem Holzrahmen zusammengenagelt. Wurde dies erfolgreich geleistet, konnte der Schüler zur zweiten Station, dem Bespannen des Rahmens vortschreiten. Ebenfalls nach einer Anleitung in Wort und Bild wurde der Voile-Stoff (1), nach Art des Bespannens einer Leinwand, auf den Holzrahmen aufgezogen. Die dritte Station diente vor allem dem Falten der Ecken, bei dem die Schüler die größten Schwierigkeiten haben und der Lehrer somit am häufigsten helfend einschreiten muss. 

(1) Voile ist ein leichter Vorhangstoff, der in jeder Stoffabteilung der Kaufhäuser erhältlich ist. Oft gibt es auch günstige Angebote bei einer schwedischen Möbelfirma

2. Druck von einfarbigen bzw. mehrfarbigen Rechtecken
Während noch einige Schüler mit der Herstellung des Siebes beschäftigt sind, werden die Schüler tischeweise in den Vorgang des Druckens eingeführt. Als positiv erwies sich hierbei, dass sich nur wenige Schüler um einen Drucktisch versammeln. Drucktische können in fast beliebiger Anzahl errichtet werden (abhängig von der Anzahl der Rakeln). Im Frontalunterricht, der alle Schüler gleichzeitig erreicht, wurde zum Stundenbeginn der Folgestunde, die Anregung gegeben, nicht nur eine, sondern mehrere Farben zum Drucken zu verwenden. Dies bietet den Schülern viel Freiraum zum Experimentieren. Verbindlich muss allerdings die Größe des zu druckenden Rechtecks festgelegt werden, welches mit Paketklebeband abgeklebt wird. Auf diese Art können sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden, von einfarbigen Rechtecken, über zwei- und dreifarbige , bis hin zu vielfarbigen Rechtecken. 

3. Frottage mit Ölkreide im Schulhof
Nachdem alle Schüler ein Rechteck gedruckt hatten, konnte damit begonnen werden, das Sieb mit Ölkreide partiell farbundurchlässig zu machen. Das Verfahren der Frottage ist den Schülern einer 8. Klasse meist bekannt. Die Vorgabe lautet verschiede Oberflächenreliefs, wie z.B. Fußabstreifergitter, verschiedene Bodenbeläge, Gullideckel usw. im eigenen Schulhof "abzufrottieren". Durch diese einfache Vorgabe ist den Schülern wiederum viel Raum für eigene Ideen und Experimente gestattet. Selbst Schrift kann auf diese Art ins Sieb gebracht werden.
Rollover!

 

4. Druck des Frottierten mit wasserlöslichen Farben
 
Der letzte der vier additiven Schritte bestand nun darin, die eigenen Rechtecke, mit den im Schulhof gewonnenen Schablonen, zu überdrucken. Auch hier war das Drucken mit einer oder mehreren Farben möglich. Sehr schöne Ergebnisse wurden erzielt, wenn dunkle Rechtecke mit einer hellen Farbe (z.B. Weiß) überdruckt wurden. 

Ergebnisse
 
Eine Variation des Themas ist dahingehend möglich, alle Druckergebnisse zu einer Gemeinschaftsarbeit zusammenzufügen. Durch die Vervielfältigungstechnik können graue Betonwände, großformatige Arbeiten etc. derart gestaltet werden. 

Literatur:

W. Hainke, Siebdruck: Technik. Paxis, Geschichte, Dumont Taschenbücher, Köln, 1993

H.Köhler und L.Poth, Das Siebdruckhandbuch für Kunst, Freizeit, Schule, Sozialarbeit, Verlag Jugend & Politik, Reinheim, 1985