Lübeck und Bremen - eine Reise

von Reinhard von Tümpling

Eine Reise...

....und auch wegen Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke

Ich bin mit dieser Datei einem Vorgang nachgegangen, der mich seit einiger Zeit beschäftigt und hoffentlich auch weiter bewegt. Es ist ein „Reiseweg zur Kunst“ in abwechselnder Ausdehnung, Ausdrucksweise und Qualität...

Dieser Vorgang motiviert mit ähnlichen Erscheinungen auch andere Menschen.

An Ostern 2008 habe ich als Tourist diese Reise nach Lübeck und Bremen u.a. auch zur norddeutschen Backsteingotik der Hanse gemacht, um einige Erfahrungsbilder zu sichern und zu bestätigen, vervollständigen und um ähnliches und gleiches im Hinblick auf Wismar und Stralsund, Frankfurt/Oder und Bad Doberan wiederzufinden.

Mit Vertrauen habe ich Frau-S als Beobachterin bitten dürfen, diese Reise mitzumachen; sie war mir seit Wismar eine Ergänzung und Anteil nehmende Begleiterin und deshalb mein Dank an sie vorweg.

Ich gehe davon aus, dass wohl nur die eigentätige, sinnliche, direkte und reflektierte Anschauung einen brauchbaren, erinnerbaren und hantierbaren Eindruck vermittelt.

 

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Diese Reise ist im Zusammenhang mit meinen Reisen nach Stralsund, Rostock, Frankfurt/Oder, Wismar und Bad Doberan zu sehen.


Bild: Lübeck_3_2008.jpg
: die Karte aus Google


Bild: Lübeck_1_2008.jpg
: das Ringhotel Jensen knapp auf der anderen Seite neben dem Holstentor gelegen


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: die neueren Friese am Holstentor fielen mir auf

Bild: Lübeck_8.jpg
: die andere Seite


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: etwas ungewöhnlich

 

 

 


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: die Ansicht vom Stadtkern aus hin zu den Salzspeichern an der Trave


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: etwas verwirrend..... in diesem öffentlichen Raum hatte ein Künstler Frottagen vom Fußboden und den Pfeilern gemacht und die grau abgedruckten Ergebnisse im Mittelschiff und in den Seitenschiffen ausgestellt. Urheberrechte (auch künstlerische) muss man beachten...., deshalb nur der erhobene Blick in die drei Schiffe der Basilika

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: die weißen Sonnensegel im Raum ..... geben neuen Raum

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: das Innere gewinnt seinen Ursprung durch dieses Weiß wieder

 

Der Umgang um St. Petri


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:

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: und in der engen Seitengasse ein besonderes Bild...... ein unerwartetes Schmuckstück

Sie hat seit 1250 drei Vorläuferbauten. Etwa 1290 begann man mit dem Bau nach dem Vorbild der französischen Kathedralgotik den heutigen Typus und beendete den Kirchenbau zuletzt um 1351 als Bürgerkirche. Der Bau entstand auf dem höchsten Punkt des Geländes zwischen Trave und Wakenitz.

Der Kirchenbau war finanziert durch die Handwerkergilden und der Hanseseefahrer, die das Haus mit bis zu 40 Seitenaltären ausstatteten. Im Inneren des Gesamtbaues fanden ab der Reformation etliche Bauänderungen statt.


Bild: Lübeck_18.jpg
: das Portal an den beiden Türmen, hin zur westlichen Straße gelegen

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: der Blick von außen auf das nördliche Querschiff mit den gestuften Stützpfeilern

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: zwei Seitenfenster zwischen den Stützpfeilern zur Ausfachung, restauriert

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: ein nahezu mittelalterlicher Lastenaufzug am nördlichen Querschiff

Bild: Lübeck_22.jpg
: eine wunderschöne vielgestaltige Ansicht mit gestuft verstärkten Stützpfeilern hin zum Chor

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: der nördlich des Chores gelegene Gang in Richtung Rathaus

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: die rückwärtige glatte Schau-Fassade des Rathauses

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: zwei ornamental und hell bemalte Innengewölbe im Seitenschiff

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: der Blick in die Decke des Mittelschiffs, auffällig waren mir die illusionistischen teilweisen Bemalungen mit den Gewölbesteinen

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: der Blick ins Gewölbe des nördlichen Seitenschiffs, mit dem Gesamteindruck grün, gelb und rotbraun auf gebrochenem Weiß

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: ebenso ins hellere südliche Seitenschiff, hier wirken die in Ziegelfarbe bemalte Pfeiler als Kontrast....

 


Bild: Lübeck_Mittelschiff.jpg
:


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: der Lichtgaden mit der Wandbemalung wegen der Seitenschiffsdächer

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:

 


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: Pfeilersockel, Erhaltungszustand nach Bemalung

 


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: ebenso, nach Restaurierung

 


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: die imposante Andeutung von Osten her

 


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: die aus neuerer Zeit errichtete astronomische Uhr


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: der historische Marktplatz mit gotischer nachgelagerter Fassade
 

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: das Speiserestaurant im Keller des Rathauses

Bild: Lübeck_37.jpg
: eine leckere Fischmahlzeit abends....

 


Die Entdeckung einer besonderen Rarität


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: ein recht lustiges Kindertheater (auf den ersten und folgenden Blick)

 


Bild: Lübeck_39.jpg
: die Dekorationsteile der Szenen können je nach Bedarf auf Tischen verfahren werden. Je nach Rolle, dramatisch-gedanklichem Ausdruck und Zeitdauer werden alle Puppenarten von den beiden Akteuren eingesetzt.

Bild: Lübeck_40.jpg
: ein stolzer Theaterspieler....

 

www.uni ma.de (hier das Heft 66/67 geschenkt bekommen)

 


Bild: Lübeck_41.jpg
: gleich ein Haus weiter befindet sich eine geschichtliche Sammlung besonderer Figuren zum Spielen

Bild: Lübeck_42.jpg
: ein Mittelgrund in Schiebemechanik

Bild: Lübeck_43.jpg
: das tschechische Spielkreuz mit zusätzlichem Fingerbalken

Bild: Lübeck_44.jpg
: ein kleines Marionetten-Konzert
   
   
   


Ostern in Lübeck

In diesem Jahr viel zu früh und auch deshalb noch viel zu kalt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch in Lübeck die Osterzeit kurz bevor stand, und auch unsere Studienreise. Der Stadtkern an sich ist einerseits recht großzügig bebaut. Das heißt, breite Wege und Straßen. Wiederum trifft man auch auf enge Gassen und schmale Wege. Idyllisch winden sich diese von einer breiten Straße zur anderen. Gesäumt von alten Häusern in sehr gutem Zustand. Und nicht anders zu erwarten, in Backstein. Auch hier und immer wieder werden moderne Bauten dazwischen gesetzt. Oder alte Bauten werden mit moderneren Elementen ersetzt bzw. ergänzt.
Jedoch ist dies nicht sehr oft der Fall in der Stadt Lübeck. Denn besonders traditionelle alte Bauwerke wie Kirchen haben bis heute noch Bestand. Leider nicht mehr wirklich in der Ursprungsform wie sie vor Jahren errichtet wurden. Sicherlich hat man dort durch Verfall oder Zerstörung ausbessern und/oder ergänzen müssen. Sei es, dass Teile der Kirche wie Kapellen vom eigentlichen Schiff getrennt bzw. anders gestaltet wurden. Dies ist oft daran erkennbar, dass Säulen Abbrüche aufwiesen oder Steinfortsätze anders gestaltet wurden.
In den Gewölben konnte ich unterschiedliche Farbanstriche feststellen. Sicher auch durch Restaurationen, die im Laufe der Jahre notwendig wurden. Was ich jedoch immer wieder faszinierend finde, ist die Größe eines solchen Bauwerkes. Menschen wirken in ihnen wie Spielzeugfiguren. Ein kleines Mädel, welches ich beobachtete, wirkte wie ein kleines Püppchen. Auch sie muss überwältigt gewesen sein, als sie ihren Kopf in den Nacken legte und in die, für sie scheinbar kaum endenden Säulen, bis hoch in die Gewölbe schaute. Begleitet von riesigen Kinderaugen.
Solche riesigen Gebäude scheinen ein willkommener Ort zu sein. Nicht nur für an Kirchen interessierte Menschen, sondern auch für Künstler. Insofern, dass diese den geräumigen Platz nutzen um ihre ,,Kunstwerke,, auszustellen. Das hatte jedoch zur Folge, dass fotografieren nur mit strenger Kontrolle des Künstlers möglich war. Es hätte ja sein können, dass seine Kunstwerke anderweitig veröffentlicht oder gar Feil geboten werden.
Mir fiel die Mischung der Menschen auf. Sie kamen aus unterschiedlichen Gegenden Deutschlands. Aber auch aus anderen Ländern. Immer wieder begegnete ich Menschen die jeweils eine andere, für mich oft schwer zuzuordnende, Sprache sprachen. Das machte mir deutlich wie interessant die Stadt Lübeck auch für andere zu sein scheint. Für einen Stadtbummel allein, um durch die großen Einkaufstraßen zu schlendern wird sicher kaum jemand diesen Ort aufsuchen.
Denn auch ein Puppentheater ist dort ansässig. Das Kobalt Figurentheater Lübeck, welches auch in Berlin ansässig sein soll. Mich persönlich übermannte der Wunsch mir mit meinem Reisepartner ein aufgeführtes Stück ansehen zu wollen. ,,Dornröschen,, lief an diesen Tagen als Voraufführung. Dieser Wunsch wurde mir erfüllt und ich war sehr begeistert. Ich hatte schön vor Zeiten angefangen mich besonders für Marionetten zu interessieren und so hatte die Spannung auf dieses Stück einen sehr guten Erfolg.
Insgesamt hat es mir wieder sehr gefallen, mit meinem Reisepartner und mittlerweile sehr vertrauten Freund, Reinhard von Tümpling, unterwegs sein zu dürfen und seiner Einladung zu dieser Reise zu folgen.

Einen besonderen Dank an ihn und liebe Grüße auf diesem Wege

FrauS


 


Bild: Hude_1.jpg
: dicht bewachsene Landstraßen....


Bild: Lübeck_4_2008.jpg
: die Karte zur Klosterschänke Hude in 27798 Hude, zur Übernachtung in einem Landgasthof.

Niedergang

In den Wirren der Reformation gelangte das Kloster 1482 unter die Herrschaft des Bistums Münster. Dessen Bischof ließ das Kloster in den Jahren 1530 - 1536 besetzen, plündern und zerstören. Die letzten Mönche wurden mit Renten abgefunden.

Die Klosterruine Hude:


Bild: Hude_2.jpg
: Reste der eingestürzten Klosterkirche

Bild: Hude_3.jpg
: die Mauerstümpfe der Ruine sind oben gegen Wasser saniert

Bild: Hude_5.jpg
: ein bedenklich schräg stehender Eckpfeilerrest nach Osten zum Bach hin,
es fehlte wohl ein tief reichendes und breites Fundament

Wir trafen hier eine andere gute Bekannte, mit der ich den wichtigsten Teil der Reise machte.


Bild: Hude_6.jpg
: kurzes Beisammensein



Bild: Bremen_1_2008.jpg
:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bremen


Bild: Lübeck_4_2008.jpg
: die Landstraße vom großstädtischen Neustadt-Bremen ins kleine Worpswede, immer kleiner werdende weiße Villen, die Straße als Damm aufgeschüttet und erhöht, kleine träge fließende Wasser in Kanälen zur Entwässserung, vereinzelte Birken, nasse aufgeweichte Wiesen bei Regen... riesige ebene und endlos scheinende Flächen..... reetgedeckte dunkelbraune Häuser, niedrig hingekauerte Dreiseitenhöfe, hohe Einzelbäume und einige beieinander stehend in Gruppen...


Bild: Bremen_2_2008.jpg
: eine sehr hübsche gemischte und aufgelockerte Wohngegend, im Frühling bestimmt sehr schön und heiter......

Bild: Bremen_3.jpg
: ich bedanke mich sehr ........

 

 


Bild: Worpswede_1.jpg
: an der Egge


Bild: Worpswede_2.jpg
:
die langen Abendschatten geben dem Bild Tiefe


Bild: Worpswede_3.jpg
:
Küstenlandschaft, mit Tiefenwirkung


Bild: Worpswede_4.jpg
: der Sämann

Bild: Worpswede_5.jpg
: Abendlandschaft

Bild: Worpswede_6.jpg
: bereits fast Jugendstil

Bild: Worpswede_7.jpg
: bereits an der Grenze zum Expressionismus

Bild: Worpswede_8.jpg
: Otto Modersohn Badende Kinder. (Max Liebermann kündigt sich bereits an...)


Bild: Worpswede_9.jpg
: Heinrich Vogelers Expressionismus in der Arbeitswelt

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogeler

Fotografieren war in der Ausstellung in Worpswede inmitten des Ortes ohne Blitz erlaubt. Ausnahmslos alle Bilder teilen ihren Zauber mit, der insgesamt diese Künstlerkolonie als bewahrendes und stilles Refugium voller andächtiger Würde erscheinen lasst. Für einen Besuch sollte man sich Zeit, Passion und Muße mitnehmen.


 


Bild: Bremen_4.jpg
: der Bremer Dom St. Petri

 


Bild: Bremen_5.jpg
: das Gewende eines
restaurierten nördlichen Seitenportals

 

Das Museum in der Bremer Böttcherstraße unmittelbar am Marktplatz gegenüber dem „Roland“ zeigt u.a. fortdauernd Werke von Paula Modersohn-Becker. Diese bestehen aus dem Privatbesitz von Ludwig Roselius, einem Bremer Kaffee-Unternehmer, und aus Dauerleihgaben und Zukäufen.

Fotografien sind nicht erlaubt.

Auch für Sonderausstellungen -meist der klassischen Modernen- wird das Haus genutzt.


Die Künstler, die sich in Worpswede seit 1889 angesiedelt hatten, fühlten sich von den Kunstakademien unabhängig.

Die meisten waren Schüler der seit Wilhelm von Schadow berühmten Kunstakademie Düsseldorf, standen jedoch wie viele Künstlergemeinschaften des 19. Jahrhunderts der akademischen Kunstausbildung und ihrer Ateliermalerei kritisch gegenüber. Durch den Rückzug nach Worpswede wollten sie sich ähnlich wie die von Théodore Rousseau gegründete Schule von Barbizon um ein neues Naturverständnis in ihrer Malerei bemühen.


Paula Becker wurde 1876 in Dresden geboren und war die dritte Tochter von sieben Kindern in einer bürgerlich-weitläufigen Familie. Bei der Erziehung der Kinder der Familie Becker spielten Kunst, Literatur und Musik eine große Rolle. Paula erhielt ebenso wie ihre Schwestern Klavierunterricht. Schon mit 16 bekam sie Zeichenunterricht in Bremen und London. Nach dem Besuch eines Lehrerinnenseminars durfte sie ihre künstlerische Ausbildung in Berlin fortsetzen. Verwandte ermöglichten auch Paulas erste Zeit in Worpswede und 1900 einen ersten Aufenthalt in Paris.

Paula Becker und verbrachte einen Großteil ihrer Jugend in Bremen. Nach einer zweijährigen Ausbildung an einer privaten Mal- und Zeichenschule in Berlin setzte sie ihr Studium ab 1898 in der Künstlerkolonie Worpswede fort.

In Worpswede nahm sie Unterricht bei Fritz Mackensen und freundete sich mit der Bildhauerin Clara Westhoff an. Der 11 Jahre ältere Maler Otto Modersohn, der Paula nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete, erkannte und förderte ihre Begabung.

Nach wenigen Jahren im engen Kreis der Worpsweder Maler reiste sie 1900 erstmals nach Paris. Dort begegnete sie den Werken der französischen Avantgarde, die sie auf ihrer Suche nach neuen Ausdrucksformen bestätigten.

Ab 1903 diente ihr zunehmend das Stilleben zur Klärung formaler Fragen; deutlich zeigt sich in dieser Gattung ihre Verwandtschaft zu Paul Cézannes Bildauffassung.

Neben vielen Bildnissen entstanden anmutige Studien der Worpsweder Moor- und Birkenlandschaft. Sie entwickelte gegen die Bilder ihrer Worpsweder Kollegen die räumliche Tiefe der impressionistischen Bilder zurück zur flächigen Bild-Auffassung.

Im Zentrum des Werkes von Paula Modersohn-Becker steht jedoch der Mensch; vor allem Kinder, alte Frauen und Worpsweder Bäuerinnen regten sie zu Portraits an.

Das Selbstbildnis begleitete Paula Modersohn-Becker während ihrer gesamten Arbeit, es diente ihr als künstlerisches Experimentierfeld und zur Klärung des eigenen Standpunktes.

Ihre letzte Pariser Zeit war aber auch ein Versuch, sich aus der erstickend gewordenen Ehe zu befreien, und brachte eine äußerst produktive und ins Neuland der gewaltigen einfachen Selbstbildnisse und Mutter-Kind-Bilder weisende Arbeitsperiode: “Ich werde etwas - ich verlebe die intensiv glücklichste Zeit meines Lebens.” Zuletzt gab sie dem Drängen ihres Ehemanns auf Heimkehr nach, denn sie wußte nicht, wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen sollte.

Selbstbewusst blickend zeigt sich die Künstlerin in dem Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag von 1906 als Halbakt im Zustand der Schwangerschaft. Mit den nahezu lebensgroßen Selbstakten begründete sie zu Beginn des 20. Jahrhundert eine neue Bildtradition.

Im Frühjahr 1907 kehrte sie mit ihrem Mann nach Worpswede zurück. Im November starb Paula Modersohn Becker nur 3 Wochen nach der Geburt einer Tochter an einer Embolie.

Erst nach ihrem frühen Tod 1907 wurde ihr umfangreiches Werk gesichtet, und man erkannte in ihr eine Wegbereiterin der Moderne, die künstlerisch vieles von dem vorwegnahm, womit andere gerade erst begannen.

Paula Modersohn Becker, deren Tod mit 31 Jahren ihrer künstlerischen Laufbahn ein tragisch frühes Ende setzte, war eine der kühnsten deutschen KünstlerInnen ihrer Epoche.

Ihre unbedingte Hingabe an ihre Kunst widersprach völlig den weiblichen Verhaltensnormen ihrer Zeit. Frauen waren damals an der Kunstakademie nicht zugelassen.


Musik unter Youtube......

Rainer Maria Rilke

Rilke war mit der Bildhauerin Clara Westhoff verheiratet hatte auf langen Spaziergängen mit Paula Modersohn-Becker deren Art zu sehen und wahrzunehmen gelernt.

Ich bin zur Ansicht gekommen, sowohl Rilkes als auch Paula Beckers Biografie nicht noch weiter aufzulösen, weil man an deren Werk nicht ohne Mitempfinden vorbei kommt und es eigentätig und teilnehmend betrachten sollte. Eine Wertung des 8 Jahre lang dauernden Vorgangs verbietet sich, weil er sich in ähnlicher Form jederzeit noch einmal vollziehen kann und offen bleiben muss.


Als Ausblick:


Bild: Bremen_6.jpg
: der „Roland“, das Bremer Wahrzeichen für freien Handel


Bild: Bremen_7.jpg
: ein langsamer Spaziergang
durch einen der engen Gänge in der Bremer Altstadt,
hübsche kleine Läden... ein kleines Cafe...


Karfreitag, 2008

Nach einer Tasse Tee schaue ich auf die Uhr. Es ist Zeit loszufahren und zur Klosterschänke in Hude fortzusetzen. Dort erwarten mich Herr v. T. und seine Reisebegleiterin. Ich bin ein wenig aufgeregt, da ich beide zuvor noch nie getroffen habe. Es handelt sich beinahe um ein Blind-Date.

In der Klosterschänke angekommen werde ich von beiden sehr freundlich begrüßt.

Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee verfliegt das Fremde, man plaudert, macht sich miteinander bekannt und bespricht den weiteren Verlauf des Tages. Zunächst muss die Reisebegleiterin Herrn v. T.´s nach Hude zum Bahnhof gebracht werden. Nachdem sie erfolgreich in den Zug gesetzt wurde, fahren Herr v. T. und ich in seinem Auto weiter nach Bremen. Wir wollen den Bremer Dom besichtigen. Da Karfreitag ist, warten wir unter einem Regenschirm auf das Ende des Gottesdienstes. Hier wurden wir von dem Kirchentüröffnungsbeauftragten darüber informiert, dass der Dom erst ab 14 Uhr zu besichtigen sei. Manchmal sind diese Kirchenfeiertage wirklich lästig!

Also fuhren wir erst einmal nach Worpswede. Herr v. T. war sehr interessiert an der Malerin Paula Modersohn-Becker und ihrer Beziehung zu Rainer Maria Rilke. Nach einem Eis in der Worpsweder Eisdiele -ich kenne sie schon seit Kindheitstagen-, besuchten wir das Paula Modersohn-Becker Haus und betrachteten Bilder alter Worpsweder Meister. Anschließend versuchten wir erneut unser Glück am Bremer Dom. Gott sei Dank regnete es wieder als wir das Parkhaus in der Innenstadt verliessen. Es wäre ja auch zu und zu schön gewesen, wenn man ein paar Schritte hätte im Trocknen gehen können. Der Dom war geschlossen, sämtliche Türen. Sogar der berühmte Bleikeller mit seinen unansehnlichen Leichen war unbesichtbar. Ein wenig enttäuscht führte ich Herrn v. T. ins Schnoor, Bremens ältesten Stadtteil. Im Katzencafé nahm Herr v. T. einen Kuchen und ein Kännchen Kaffee zu sich, während ich eine Spargelcremesuppe und einen Kaffee bestellte. Da man uns kirchlicherseits immer noch den Eintritt verwehrte, beschloss ich Hernn v. T. die Boettcherstrasse zu zeigen. Im Paula Modersohn-Becker Haus betrachteten wir einen Film über die Künstlerin. Interessant war ihre Beziehung zu Rainer Maria Rilke….

Und dann war es auch Zeit, den Herrn v. T. zurück in die Klosterschänke in Hude zu geleiten. Auf dem Parkplatz an der Schänke verabschiedeten wir uns und versprachen einander die Verbindung aufrecht zu erhalten ….

Alles in allem war es trotz des Regens ein sehr netter Tag, an dem ich viel gelernt habe

Mit freundlichen Grüßen


„Nachträge......“

Requiem („Für eine Freundin“)

Seit einer Stunde ist um ein Ding mehr
auf Erden. Mehr um einen Kranz.
Vor einer Weile war das leichtes Laub... Ich wands:
Und jetzt ist dieser Efeu seltsam schwer
und so von Dunkel voll, als tränke er
aus meinen Dingen zukünftige Nächte.
Jetzt graut mir fast vor dieser nächsten Nacht,
allein mit diesem Kranz, den ich gemacht,
nicht ahnend, daß da etwas wird,
wenn sich die Ranken ründen um den Reifen;
ganz nur bedürftig, dieses zu begreifen:
daß etwas nichtmehr sein kann. Wie verirrt
in nie betretene Gedanken, darinnen wunderliche
Dinge stehn,
die ich schon einmal gesehen haben muß...
.... Flußabwärts treiben die Blumen, welche die
Kinder gerissen haben im Spiel; aus den offenen
Fingern fiel eine und eine, bis daß der Strauß nicht
mehr zu erkennen war. Bis der Rest, den sie nachhaus
gebracht, gerade gut zum Verbrennen war. Dann
konnte man ja die ganze Nacht, wenn einen alle
schlafen meinen, um die gebrochenen Blumen weinen.

......

(geschrieben durchgehend am 31. Oktober, 1. und 2. November 1908 in Paris, ein Jahr nach Paulas Tod)


lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören,
brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.


ich schreite einsam weiter. mir zuhäupten
fühl ich den Frühling in den Zweigen zittern.
und einmal werde ich mit unbestäubten
Sandalen warten an den Gartengittern.
und du wirst kommen wenn ich dann dich brauche,
und wirst mein Zaudern nehmen als ein Zeichen,
und wirst mir still vom allerletzten Strauche
die vollen Sommerrosen niederreichen.


An die Musik

Musik: Atem der Statuen. Vielleicht:
Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen
enden. Du Zeit,
die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen.
Gefühle zu wem? O du der Gefühle
Wandlung in was?-: in hörbare Landschaft.
Du Fremde: Musik. Du uns entwachsener
Herzraum. Innigstes unser,
das, uns übersteigend, hinausdrängt,-
heiliger Abschied:
da uns das Innre umsteht
als geübteste Ferne, als andre
Seite der Luft:
rein,
riesig
nicht mehr bewohnbar.

(aus: Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Insel, Ff/M, 2002, 13. Aufl.)

Ich danke Frau-S und besonders N.N. für ihren Beiträge.

Ferner bedanke ich mich herzlichst bei einer guten Freundin, die mir Zusammenhänge schenkte.

Reinhard von Tümpling, im Mai 2008