Wohntraum und Wohnraum

Eine Unterrichtsreihe für die 10. Jahrgangsstufe

von Julia Hüsen, Seminar 2001/03


Übungsaufgabe
Für Dein Architektenbüro gibt es heute einen brandaktuellen Auftrag:
Eine Familie möchte, dass Du ihnen ihre Wohnung für einen Umbau neu entwirfst. 

Ihre Wohnbedürfnisse leiten sich aus folgenen Faktoren ab:

  • Sie haben drei Kinder: zwei, fünf und sechs Jahre alt. 
  • Die Oma kommt oft zu Besuch und bleibt über Nacht. 
  • Der Vater arbeitet viel zu Hause und braucht daher mindestens einen Arbeitsplatz, am liebsten wäre ihm ein Arbeitszimmer. 
  • Die Mutter hätte gerne eine offene Küche, von der aus sie beim Kochen ihre Kinder im Blick hat, wenn sie in der Zeit im Wohnzimmer spielen. 
  • Die Eltern laden gerne Freunde ein. Die Kinder haben jedoch einen leichten Schlaf. 
  • Die Familie weiß also ziemlich genau, was sie will! 
  • Finanzielle Überlegungen spielen für sie keine Rolle. 

    Die Wohnfläche beträgt insgesamt 120 m2
    Die Form des Grundrisses ist ein Rechteck mit den Maßen 10 x 12 Meter. 
    Zeichne im Maßstab 1cm auf dem Papier = 1 m in Wirklichkeit. 

    Bestimme nun die Zahl der Zimmer, ihre Größe, ihre Lage in der Wohnung. 
    Beachte auch die Notwendigkeit von Fluren und bedenke die Einteilung des Bades (Toilette im Bad oder  separat). 
    Beschrifte die Räume und Einrichtungsgegenstände. 
    Deine Überlegungen sollen sich an den Bedürfnissen der Familie orientieren. 
    Bedenke, dass sie in der von Dir entworfenen Wohnung bestmöglich zusammen leben wollen. 

    Viel Erfolg und Planungsfreude!

    Ergebnisse

    Beispiel 1
    Die Schüler beschreiben ihren Entwurf, der mit allen Schülern gemeinsam angesehen und diskutiert wird.

    Beim Eintreten in die Wohnung betritt man einen Flur, von dem nach links und rechts die Zimmer abgehen. Es gibt zwei Kinderzimmer, eines direkt am Eingang mit einem Bett, das größere mit einem Stockbett. Dazwischen liegt das Elternschlafzimmer. Neben dem größeren Kinderzimmer liegt ein Arbeitszimmer mit einer weiteren Übernachtungsmöglichkeit. Der Flur ist im hinteren Bereich mit einem Vorhang abgetrennt. Hinter dem Vorhang befindet sich ein Schlafsofa und ein weiterer Schrank. Die Küche liegt neben dem Eingang. Sie hat zwei Arbeitsflächen. Von ihr aus kann man in das Wohnzimmer gehen. In einem Teil des Wohnzimmers, der direkt neben der Küche liegt, steht ein Esstisch. Vom Gang aus ist der Essbereich durch eine Tür erreichbar. Im Wohnzimmer gibt es eine weitere Schlafgelegenheit (Sofa).

    Legende:



     
     
     
     
     
     
     
     

    Gang mit        14 m2
    lKinderzimmer 1 mit        9,5m2
    Elternschlafzimer mit     17,6m2
    Kinderzimmer 2 mit   20,65m2
    Badezimmer mit   12,25m2
    Gäste- und Arbeitszimmer mit    14,5 m2
    Abstellkammer mit       1,5m2
    Esszimmer mit    6,25 m2
    Wohnzimmer mit     17,5m2
    Küche mit     6,25m2
    Die größte Schwierigkeit dieses Entwurfs liegt in der Lösung der Küche. Die Mutter kann die Kinder von der Küche aus nicht beobachten. Eine Thekenlösung wäre besser, die der Mutter eine freie Sicht auf das Wohnzimmer und auf den Essbereich ermöglichen würde. Die Theke müsste auf das Wohnzimmer gerichtet sein und über Eck verlaufen. 

    Beispiel 2
    Der nächste Grundriss zeigt einen Versuch, mehr Räume für die verschiedenen Bedürfnisse der Familie zu schaffen. . Betten sind mit B, Tische mit T, Schränke mit S (Küchenschrank KS)  und Regale mit R gekennzeichent. Nur die nötigsten Möbel sind eingezeichnet. 
    Legende:
     



     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Flur (1) mit  10,67m2
    Gäste-WC (1) mit   3,64 m2
    Gästezimmer (2) mit     5,4 m2
    Büro (3) mit   4,86 m2
     Bad und Wc (4) mit   7,56 m2
    Kinderzimmer 1 (5) mit   9,88 m2
    Kinderzimmer 2 mit 14,43 m2
    Schlafzimmer der Eltern mit 12,24 m2
    kleine Abstellkammer mit    1,21m2
    Küche mit   10,2 m2
    Wohn - und Essbereich   24,5 m2
    Ein Vorteil dieser Wohnung sind die abgetrennten Räume, die zwar klein sind, aber doch den Bedürfnissen gerecht werden. Dem Wohnbereich ist der größte Platz eingeräumt. Die Kinder bleiben ungestört, auch wenn Gäste zu Besuch sind. Ein großer Vorteil ist  auch das zweite WC direkt neben dem Eingang. Das Badezimmer der Familie bleibt ungestört, was besonders bei kleinen Kindern von Vorteil ist. 

    Daneben sind noch viele andere Möglichkeiten denkbar, die die Bedrüfnisse der einzelnen Familienmitglieder in Räumen wiederspiegeln. Die Schüler kamen trotz bindender Vorgaben auf unterschieldichste Ergebnisse.


    Literatur:
    Kähler, Gert, Wie gewohnt?  Klett-Verlag, Leipzig  2002.
    Herausgegeben von der Akademie der Architektenkammer Hessen/Rolf Toyka und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Die Architektenkammern vermitteln auch Architekten, die mit Schülern in der Schule ihre Arbeit besprechen, vorstellen und Fragen zu Architektur beantworten.