Seminar am Luitpold-Gymnasium München für Kunsterziehung an Gymnasien
Umgang mit Photokopien II 
Thomas Meiringer  Studienseminar 97/99
Aufgabenstellung für die 8. Jahrgangsstufe 
Kunsterziehung am Gymnasium

2. Beispiel: Eine Briefmarke neu gesehen

A. Vorbemerkung
Ziel: Der kopierte Bildausschnitt als Vorgabe erleichtert dem Schüler den Einstieg in die Zeichenarbeit, indem Vorgegebenes zunächst in derselben Art und Weise weitergetrieben werden kann. Er regt aber auch zum zeichnerischen Reagieren, also Aufnehmen, Verändern, Kontrastieren usw. und zur Ideenfindung an. Über die Gewichtung von Idee und Ausführung soll nachgedacht werden. Das gleiche Ausgangsmaterial soll zu unterschiedlichen Lösungen anregen.
Inhalt: Die Schüler sollen die Landschaftsdarstellung unter Verwendung der zeichnerisch graphischen Vorgaben weiterführen. Zwei zusätzliche Briefmarken sollen entwickelt werden, die eine neue Bildidee sichtbar machen.
Vorbereitung: Bildmaterial (Dias von Caspar David Friedrich und des Briefmarkenblocks "Nationalpark Sächsische Schweiz" von 1998, evtl. Ausschnitte davon machen), für jeden Schüler ein DIN A3 Blatt mit entsprechender Kopie, Bleistift, Malkasten, Fineliner.
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B. Unterrichtsverlauf

Einführung
Diaprojektion: Bildbetrachtung zweier unterschiedlicher Darstellungen von Naturlandschaften:
Caspar David Friedrich (1774-1840) Briefmarkenblock "Nationalpark Sächsische Schweiz" von 1998

Schlüsselbegriffe für die Betrachtung
.Malerei, Unikat, Orginal
.Drucktechnik (Vervielfältigung), dekorative Gestaltung eines Massenartikels
.Künstler (Romantik)
.Graphiker, Drucker
.viele farbige Zwischentöne, berechenbare, überschaubare Farbpalette
.Ausdruck subjektiver Gefühle, Spiegelbild eigener Empfindung, individueller Blick
.objektiv, sachlich
.atmosphärisch, gefühlsbetont
.wenig Stimmung, nüchtern
.Landschaft und Natur als Träger symbolischer Bedeutungen
.Nationalpark als schützenswerte Landschaft oder Beweis erfolgreichen Naturschutzes?
.naturalistische Darstellung (vorausgegangen sind zeichnerische Studien in der Natur z.B. Eichen)
.schematisierte Darstellungsweise (Vereinfachung, Gleichmacherei, auch im Detail z.B. Bäume)
.Darstellung "unendlicher" Weite (Luft- und Farbperspektive, Gefüge von Horizontlinien)
.erhöhter Betrachterstandpunkt, Darstellung von Nah und Fern durch Größenunterschiede (Ausschnitt im Vordergrund, Tiere)

weitere Aspekte: Beachten der Grenzzonen wie Himmel-Erde (Horizont), Steine-Pflanzen, Figuren im Bild, Analyse der Bildkomposition, Bildaufbau in Bildplänen, unterschiedliches Verhältnis des Menschen zur Natur

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Aufgabe
* "Entwickle zwei weitere Briefmarken unterschiedlicher Portogebühren. Führe die Landschaft dabei zeichnerisch so weiter, daß ein natürlicher, möglichst unauffälliger Übergang zwischen den Briefmarken entsteht. Du kannst deine Briefmarken seitlich oder auch unten ansetzen.
* Ergänze die Landschaftsdarstellung dergestalt, daß eine neue, eigene Bildidee entsteht (z.B. Ereignisse, die sich in der Landschaft abspielen, menschliche Eingriffe wie Bauwerke usw.). Setze diese Bildidee in Worte um und plaziere sie als neuen Briefmarkentitel an geeigneter Stelle."
zur Praxis
Die Schüler beginnen mit einer Bleistiftvorzeichnung, kolorieren diese mit lasierendem Farbauftrag (hierbei nähere Erläuterungen oder Zwischenbesprechung nötig) und legen schließlich eine Zeichnung mit schwarzem Zeichenstift (Fineliner, Kugelschreiber) darüber.

zum Ergebnis
Das fertige Bild soll wie aus einem Guß erscheinen.

C. Ergänzungen
* Der Aufgabentyp läßt sich auch auf andere Briefmarken, die im Bildblock erscheinen oder auch auf Einzelmarken übertragen.
* Neben der Bildidee und der Ausführung haben die Schriftzeichen eine wichtige Bedeutung. Sie geben Hinweis auf den Wert der Marke und geben als Ergänzung zur Bildsprache zusätzliche Informationen (z. B. Jahrestage, Gedenktage).