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GESICHTER ZIEHEN
Ein Bild mit beweglichen Teilen für die 6. Jahrgangsstufe

Zum Themenbereich des Lehrplans:
"Mitteilen und Darstellen / Ausdrucksvoll ins Bild gesetzt"

von Tim Proetel, Seminar 2000/02

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DER GESICHTSAUSDRUCK
Ein vollkommen nach den (Proportions-) Regeln konstruiertes Gesicht gerät leicht ausdruckslos und langweilig, schematisch eben. Spannend ist natürlich das Groteske, das Nicht-Genormte. Andererseits ist es unsinnig, den Schülern erst die Regeln wie ein Gesicht aufgebaut ist beizubringen, um das sofort wieder über den Haufen zu werfen. Die Schüler sollten mit einer einfachen Proportionsregel, die die Position von Augen, Nase, Mund und Stirnhöhe festlegt, arbeiten können, und gleichzeitig die bildnerische Wirkung eines ausdrucksstarken Gesichts erproben. 
Der Gesichtsausdruck hängt vom Zusammenspiel aller Gesichtsmuskeln ab. Überraschend ist es, wenn ein Gesicht plötzlich seinen Ausdruck verändert. Das ist dann wie ein Spiel. Hier soll ein Gesicht gebastelt werden mit beweglichen Augen, einem Mund, der kauen, die Zähne fletschen, weit aufgerissen oder fest verschlossen werden kann. Lüftet man das Toupet, sieht man, was im Kopf vorgeht.
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DIE AUFGABE
Das Gesicht wird in drei Schichten eingeteilt, die übereinander liegen. Dahinter verbergen sich verschiedene Mechanismen, um die Bewegungen der Gesichtsteile zu ermöglichen. Natürlich ist es wünschenswert, die Fantasie der Schüler zum Erfinden eigener Mechanismen anzuregen. Um das in Gang zu bringen, sollten aber verschiedene Möglichkeiten sorgfältig in der Klasse geklärt werden. Ich beschreibe hier drei davon, den Augenschieber, den Kinnschieber und den Haarschieber. Die Kinder haben so einen Ausgangspunkt, um zum Beispiel auch die Ohren oder den ganzen Kopf zu bewegen.  Es geht also um zweierlei: Das Gesicht und seine Ausdrucksmöglichkeiten, und das Herstellen beweglicher Teile. Das Prinzip der Schieber, die die Gesichtsteile bewegen, ist denkbar einfach, die Umsetzung allerdings erfordert ein planmäßiges und durchdachtes Vorgehen, dem ein anspruchsvolles, konstruierendes Denken vorausgehen muss. In jedem Fall muss in der Ausführung präzise gearbeitet werden, damit die Lippen, die Kiefer und etwaige Falten auf einander passen. 

DER AUGENSCHIEBER
Bei den Augen ist das Prinzip noch sehr leicht, weil hier lediglich der Schieber, auf dem die Augen gezeichnet sind, unter den ausgeschnittenen Augenlidern hin und her bewegt wird. Wenn das Gesicht selbst fertig gezeichnet ist, werden die Augen mit einem scharfen Messer ausgeschnitten. So kann die Position der Augäpfel auf dem Schieber genau markiert werden. Der Schieber sollte so groß sein, dass beim späteren Verdrehen der Augen der Hintergrund nicht sichtbar wird. Zwei Papierstreifen auf der Rückseite des gezeichneten Gesichts dienen als Führung.

DER MUNDSCHIEBER
Der Mundschieber funktioniert umgekehrt zum Augenschieber: Er bewegt sich nämlich über dem Gesicht. So stoßen wir auf die Schwierigkeit, dafür eine unsichtbare Führung zu basteln, die sich unter dem Gesicht bewegt. Öffnet er sich, so bewegt sich der Kiefer nach unten und die Mundhöhle, die Zähne werden sichtbar. Also wird zuerst das Gesicht mit geöffnetem Mund gezeichnet. Dann passen wir die Größe der Lippen und des Kinns auf unserem Schieber an, und schneiden ihn aus. Auf die Rückseite wird ein Hebel aus stabilem Postkartenkarton geklebt, der durch einen Schlitz in der unteren Ebene geführt wird. 

WICHTIG:
Der Schlitz muss unter dem Kinn eingeschnitten werden, damit der Hebel unsichtbar bleibt. Der Hebel darf nur in einem knappen Bereich - etwa in Höhe der Lippen - angeklebt werden, sonst lässt sich das Kinn nicht über den Schlitz ziehen. 

DER HAARSCHIEBERER
In den Kopf kann man reinschauen, und so die Gedanken lesen, indem man unten an einem Drahthebel zieht. Dazu müssen die Haare drehbar gelagert werden. Am einfachsten geht das mit einer Heftzwecke, deren Kopf man fest mit den Haaren verbindet, und die Klammer durch die Grundplatte hindurchsteckt. Als Hebel dient ein Draht, der an der Rückseite der Haare befestigt wird, und verdeckt zwischen dem Gesicht und der Grundplatte geführt wird. Schüler werden selber auf die Idee kommen, statt Haaren eine Mütze oder Kappe zu bewegen. Allerdings ist dies der schwierigste Mechanismus, da die Befestigung und Führung des Drahtes technische Schwierigkeiten bereitet. So muss ein stabiler aber nicht zu dicker Draht gefunden werden. 
Genau klären muss man die geeignete Position für die Heftzwecke, auf der sich das Toupet drehen kann, wo der Draht befestigt wird, und wo wir die Öffnung für den Draht in der darunterliegenden Ebene anbringen. 
Die meisten Schüler werden aber diesen Teil der Aufgabe gerne angehen, weil es ihnen Spaß macht, ihre Gedanken - verschlüsselt, symbolisch, übertrieben - preis zu geben. 
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AUFPASSEN!
In der Aufgabe lauern ein paar Schwierigkeiten, die Lehrern und Schülern mitunter einiges an technischem Einfallsreichtum abverlangen. Aber vor allem müssen die Schieber und Öffnungen, die Führungen und Klebestellen genau bemessen werden. Ansonsten hackt und zwickt ständig irgendwas. Außerdem müssen alle beweglichen Teile aus Pappe ausgeschnitten - oder auf Pappe aufgeklebt - werden, da sie sonst schnell kaputt gehen. Am schwierigsten ist die Drehung der Haare oder Kappen: Die Verbindung Haare / Draht muss gut halten, die Öffnung für den Draht geschickt positioniert werden, und der Draht darf sich beim Schieben nicht aufbiegen. 
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Literatur
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