SCHRIFT IM RAUM“
Textinstallation in der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums

von Sonja Seelaus Seminar 2006/08

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Die Schüler der 11. Klasse erhielten den Auftrag, typographisch gestaltete Botschaften im Schulgebäude zu inszenieren. Ein kurzer, frei gewählter Text mit einem, für die Schüler persönlich relevanten und mitteilungswürdigen Inhalt sollte durch die Wahl der Schriftart, die Schriftgröße, Layout und Größe so aufbereitet werden, dass der Inhalt bestmöglich transportiert wird. Der Ort der Montage für diese typographischen Botschaften sollte von den Schülern vor Beginn der Arbeit an der Umsetzung definiert werden. Er sollte sich, neben Größe und Format, ebenfalls in das Gestaltungskonzept einfügen. Die monochromen Arbeiten sollen am Computer mit dem Freeware-Programm „THE GIMP“ erstellt, nach dem Druck bei Bedarf mittels Fotokopierer vergrößert, auf Kartons montiert und im Schulgebäude angebracht werden. 

Methodisch / didaktische Überlegungen und Lehrplanbezug:
Der Lehrplan der 11. Klassen gibt als zentrales Thema die interpretierende Darstellung persönlicher Auffassungen an und bietet die Möglichkeit zur Inszenierung von Botschaften unter Einbeziehung neuer Medien. Im Alter von 17 Jahren beginnt der Übergang der Jugendlichen ins Erwachsenenalter. Sie setzen sich mit intrinsischen und von der Gesellschaft vorgegebenen Werten auseinander. Im Kunstunterricht liegt der Focus demnach auf der Visualisierung und sprachlichen Vermittlung von Erfahrungen und Meinungen und der interpretierenden Darstellung persönlicher Auffassungen.
Angesichts des zunehmenden visuell-gestalterischenen Qualitätsverlustes von Printmedien in unserem Alltagsumfeld nimmt die Sensibilisierung für den bewussten und kompetenten Umgang mit Typographie, als Aspekt unserer Schriftkultur, einen hohen Stellenwert ein. Den Schülern sollten die ästhetische, soziale und kulturgeschichtliche Bedeutung von Schrift näher gebracht und ihre Wahrnehmung für ihre Lebensumwelt geschärft werden.
Für die Umsetzung sollten 4 bis 5 Doppelstunden veranschlagt werden.

EINFÜHRUNG
Schrift und Architektur: Einleitend erhielten die Schüler einen Überblick über das Ineinandergreifen von Schrift und Architektur – beginnend bei der klassischen Antike bis zur modernen Architektur und den Grotesk-Schriften der Gegenwart. Schriftaufbau und Proportionen wurden im Unterrichtsgespräch erörtert. Das vorhandene Wissen über Kunstgeschichte und Architektur wurde mit Entwicklung und Erscheinungsbild von Schrift in den unterschiedlichen Stilepochen verknüpft.

Schrift im Raum: Von Schrift und Architektur wandten wir uns der Schrift in der Architektur, im Außenraum und im Lebensumfeld der Schüler zu. Die Nördlinger Innenstadt und ein New Yorker Straßenzug wurden auf ihr Schriftvorkommen analysiert und diese Texte sowie ein Plakatbeispiel auf Informations- und Ausdruckscharakter hin besprochen. Im nächsten Schritt sammelten wir Schriftexempel in Innenräumen, definierten die Begriffe Inszenierung und Installation und setzten uns mit Raum-Schrift-Beispielen im Kontext der Konzeptkunst (Barbara Kruger: “Installation View” sowie Lawrence Weiner: “As far als the eye can see”, 2000) auseinander.

Aspekte der Schriftgestaltung: Der Grundlegende Formenaufbau von Schriftzeichen wurde schon im Rahmen der Videonachbesprechung erörtert. Einige Möglichkeiten zum spielerischen Umgang mit Buchstaben und zur Einflussname auf den sekundären Informationsgehalt eines Textes durch die Schriftgestaltung erarbeiteten wir anhand von mir zusammengestellter Beispiele. In der Gestaltung der Texte sollte neben der optischen Geschlossenheit die Lesbarkeit einen (trotz möglicher Überschneidung oder Fragmentierung) nicht zu vernachlässigenden Punkt darstellen, der auch die Distanz des Lesers (z.B. bei Montage über einer Tür oder an der Decke) mit einbeziehen musste. 
 

UMSETZUNG
In der folgenden Unterrichtseinheit erhielten die Schüler eine Einführung in die wesentlichen Funktionen des Freeware-Programms ‘The Gimp’ und im speziellen Hinweise, Tipps und Tricks für die Umsetzung und das grafische Spiel (Ebenen, Überschneidungen, Multiplikation und Stanzung, Weichzeichner und Verzerrungsfilter) mit den Buchstaben und Worten. Nach dem Druck wurden die Arbeiten bei Bedarf mittels Fotokopierer vergrößert und auf Kartons montiert. Sie sollten in Schwarz und Weiß entworfen werden, Grauabstufungen waren hierbei möglich.
Ein gelungenes Beispiel ist die Arbeit von Julia. An einem Fenster im Speisesaal untergebracht hatte er etwas Unaufdringlich-Beiläufiges. Witzig ist die Referenz auf eine Figur aus dem Puppentheater und grafisch gelungen erscheint die Kreise ziehende Verstärkung des Buchstabens O, die einen Hinguckereffekt erzeugt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Schülerarbeit

Literatur: 
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, LP G9, S. 507/508
THE GIMP: The Gnu Image Manipulation Program: www.gimp.org/