Der springende Punkt 
Uli Schuster
Unterrichtssequenz zum Lehrplan der 7. Jahrgangsstufe 
Fach Kunsterziehung
Die Standardübung für alle, die mit Animationszeichnen beginnen wollen, ist 'der springende Punkt'. Eine leere, runde, große Käseschachtel läßt sich sehr schnell und unkompliziert in ein Trommelkino (Zoetrope = Lebensrad) umbauen.
 
Arbeitsschritte:
1. Umfang der Schachtel ausmessen.
2. Nach dem Streckenteilungssatz in gleiche Abstände teilen.
3. Trommel in gleichmäßigen Abständen mit der Schere einschneiden und Schlitze von  fünf mm Breite entfernen.
3. Mittelpunkt des Trommelbodens bestimmen und markieren.
4. Eine Astlochscheibe (oder ähnliches) zentrisch mit einem 2,5 mm Loch anbohren und da hinein einen Schaschlikspieß als Drehachse stecken (Vorsicht: es gibt unterschiedlich starke Schaschlikspieße).
5. Die Astlochscheibe mit der Drehachse zentrisch unten an den Boden der Trommel kleben (Uhu hart).
6. Einen Streifen Graupappe mit einem 3mm starken Loch versehen (Lochzange). Der Steifen dient als Lager, in dem sich die Achse frei drehen kann und gleichzeitig als Haltegriff. Evtl. vorne am Streifen eine Sichtblende anbringen.
7. In die Trommel läßt sich unter die Schlitze ein Papierstreifen einpassen. Er wird die Bilder aufnehmen und muß deshalb in der selben Weise wie die Trommel in Abstände eingeteilt werden.

Varianten
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten den Punkt zum Springen zu bringen. Den Schülern fallen hierzu sicher noch weitere Möglichkeiten ein, die sich über eingelegte Streifen auch schnell realisieren und erproben lassen.
Die Darstellung auf dem ersten Streifen entspricht einem Pulsieren. Auf dem zweiten Streifen springt der Punkt wie ein Ball. Dies kann gleichförmig oder mit einer Beschleunigung nach unten erzeugt werden. Als besondere Raffinesse kann man den Ball beim Auftreffen verformen. Der Aufprall drückt ihn dann in die Breite, während er beim Hochhüpfen sich in der vertikalen Richtung dehnen kann.
Beachte:
Guter Kontrast bei der Darstellung und gute Ausleuchtung der Trommel sorgen für optimale Ergebnisse. Die Drehgeschwindigkeit muß man selbst herausfinden. Bei sehr kleinen Trommeln sind die Feinheiten des Hüpfens nicht mehr so leicht aufzulösen. Es ist wichtig, daß die Kinder bereits an dem einfachen Beispiel erkennen, wie bedeutend der Helldunkel Kontrast für die Wahrnehmung der Bewegung ist. Man könnte Versuche machen lassen mit Bleistiftzeichnungen, Halbtonzeichnungen, Umrißzeichnungen und flächig ausgefüllten Tuschzeichnungen.
Natürlich hüpfen die Bälle in allen Schlitzen der Trommel. Wer den Ball nur in einem Bildfeld hüpfen sehen will, der kann sich an seine Halterung noch eine Blende bauen, die ein Bildfeld von nur einer Schlitzbreite freie Sicht läßt(s.o.). Am springenden Punkt kann man den Schülern leicht erklären, daß beim Trommelkino nur zyklische Bewegungen möglich sind, das sind solche Bewegungen, die wieder an ihren eigenen Ausgangspunkt zurückkehren.
Wenn man zwei Farben verwendet, lassen sich zwei Punkte phasenversetzt takten. Als Phase bezeichnet man das einzelne Bild eines bestimmten Bewegungsstadiums.

An der Schlitztrommel kann man den Kindern klar machen, wie der Bewegungstrick funktioniert: Der Schlitz gibt jeweils den Blick frei auf eine Phase des Bewegungsablaufs. Das Auge muß denn auch so weit vom Schlitz entfernt sein, daß nur jeweils eine Bildbreite wahrzunehmen ist. Der nach dem Schlitz folgende Abschnitt der Trommel verdeckt das weiterrücken des Films zum nächsten Einzelbild, auf das der Blick vom nächsten Schlitz wieder freigegeben wird. Eine entscheidende Erfindung war denn auch die Verwendung das Malteserkreuzes im mechanischen Filmgetriebe (Edison) mit dessen Hilfe die kontinuierliche Kurbelumdrehung des Kameramanns in einen ruckweisen Weitertransport des perforierten Filmstreifens übersetzt wurde, bei gleichzeitiger Regulierung des Verschlusses.
Aufgabe
lassen Sie die Kinder Beispiele sammeln für zyklische Bewegungen: Kopfschütteln, Kniebeugen, Klimmzüge, Gewichtheben, Hämmern...nicht aber: Holz hacken, etwas aufheben, ein Tor schießen...
Historisches
1868 Linett erfindet den Taschenkinematographen (Daumenkino)
1888 Reynod verwendet Filmgelatine in seinem Projektions-Praxinoskop
1893-99 Edison verwendet erstmals das 35mm Film-
format mit doppelseitiger Perforation und entwickelt das Patent zum Kinetographen.
1895 erste öffentliche Film-
vorführungen Gebr. Lumiere (Lyon), Le Roy (USA),
Skladanowski und Messter (Berlin).

Quelle: Brockhaus


 
Hintergrund, Links
http://members.aol.com/spaeon/workshop.html
Sehr lehrreiche Seite aus dem Bereich Sport über diverse Bewegungsabläufe und ihre Animation inklusive einem Workshop über Gif-Animation