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Graffiti
Graffiti mit Photoshop
Eine Unterrichtseinheit zur Umgestaltung, Dekonstruktion von Schrift in der Mittelstufe des Gymnasiums

von Uli Schuster   2004

Die große Zeit der Graffiti ist vielleicht vorbei. Mit Keith Haring ist ein Teil dieser ehemaligen Subkultur museal nobilitiert worden. Galerien bieten sie als käufliche Kunst in jedem Format und in jeder Preisklasse, auf Leinwand und hinter Glas im Alurahmen zum Kauf. Bürgermeister beauftragen inzwischen Sprayer damit Bauzäune, öde Tunneldurchfahrten etc. mit bunten Wandmalereien auszustatten. Die Kunsterziehung hat sie als Gestaltungsgebiet fast schon wieder vergessen, nachdem sie in den 80er Jahren ein weites Exerzierfeld damit betrieben hat.
Diese Unterrichtseinheit verwendet Schrift als Übungsfeld für eine dekonstruktivistische Versuchsreihe. Schriftzeichen sind einerseits ungegenständliche Zeichen, andererseits flächige oder flachplastische Formen, die wie Objekte behandelt werden können. Mit dem Bildbearbeitungsprogramm üben wir das Verdrehen, das Dehnen und Verzerren, das Überschneiden und Verschachteln, das Zerstückeln und neu formieren, das Zersprengen und und neu organisieren, schließlich auch das Einfärben und bildhafte Formatieren.

Vorbilder
links: fette Schrift, oben kantig mit 3-D-Effekt, unten gerundet   rechts: breite Schrift mit 3-D.Effekt, Buchstagen stark deformiert farblich zergliedert
links: stark zergliederte Formen werden neu zusammengebunden   rechts: Grundierung und Füllsel erzeugen einen neuen Block

Vorarbeiten
Ich zeige den Schülern einige ausgewählte Beispiele, an denen sich einige der oben beschriebenen Destruktionsvorgänge aufzeigen lassen. Die Schüler erhalten dann ein Arbeitsblatt, auf dem ein bestimmter Weg in mehreren Schritten vorgezeichnet ist, wie man aus einer fetten, flächigen Schrift durch Überlagern, Verdrehen, Zerschneiden und neu Organisieren zu einem Graffiti kommen kann. Die Aufgabe besteht darin, am eigenen Namen mit einer breiten handgezeichneten Schriftart die im Musterblatt vorgezeichneten Weg nachzuvollzienen. Flotte Schüler schaffen das in einer Stunde. Scheren und Kleber sind bereit zu halten.
erste Zeile:
Die Buchstaben werden in einer flächig-breiten Type entworfen und isoliert nebeneinander gestellt.
zweite Zeile:
Das überlagern und Verschränken der Buchstaben erzeugt ein kompaktes Wortbild, das durch Neigen und leichtes Verdrehen der einzelnen Buchataben dynamisiert wird. Hier könnte schon Farbe wirkungsvoll zum Einsatz kommen. Mit Helldunkel Verläufen wird die räumliche Überschneidung abgeklärt.
dritte Zeile:
Die Dynamik nimmt zu, wenn die einzelnen Buchstaben in ihren Proportionen verändert, gedehnt, gestaucht, verzerrt werden. Farbliche Veränderungen können das Dehnen und Zerren verstärken.
vierte Zeile:
Beliebige Stücke aus dem Formgebilde werden herausgeschnitten (das kann mit der Schere gemacht werden) und können den gleichen Veränderungen unterworfen werden, wie vordem die Buchstaben. Sie werden verrückt, verdreht, verzerrt, verschachtelt.
fünfte Zeile:
Zwischen den Einzelteilen lassen sich neue Verknüpfungen herstellen, während Teile, die ursprünglich zusammengehörten farblich zusätzlich separiert werden können. Ein günstiger Ausgangspunkt dafür könnte eine Kopie des 4. Stadiums sein. Der gesamte Block kann mit einer oder mehreren Flächen unterlegt werden, einzelne Elemente können verdoppelt und so übereinander gelegt werden, dass ein Effekt wie Schatten oder Dreidimensionalität entsteht.
Wenn ein Kopierer zur Verfügung steht, sollte den Schülern das 4. Stadium in einer leicht vergrößerten Kopie zum Überarbeiten zur Verfügung gestellt werden.
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Erste Schritte
Die oben beschriebene Übung wird in der gleichen Reihenfolge  mit dem Computer im Programm Photoshop nachvollzogen. Im Netzwerk findet jeder Schüler einen Ordner mit seinem Namen vor, in den er seine Dateien ablegt. Zu Beginn der ersten Stunde wird für alle an einem zentralen Rechner und über Beamer erklärt, wie man eine Arbeitsfläche im Format 29x21 cm bei einer Auflösung von 300 DPI und mit transparentem Hintergrund anlegt. sodann wird erklärt, wie man die Schriften aufruft, welche Schriften empfehlenswert sind und in welcher Größe und mit welchem Schriftschnitt am besten gearbeitet wird ( Empfehlung: Comic sans MS, Schriftgrad 300, Schriftschnitt fett, Farbe Schwarz). Im nächsten Schritt muß die vektorielle Schrift in eine Pixelgrafik umformatiert werden. Der Befehl findet sich im Menü "Ebene"/Text/Rastern. erst der gerasterte Text kann ausgeschnitten und in einzelne Buchstaben zerlegt werden. Das ist der letzte Vorgang, der in dieser Stunde erklärt wird: Die Buchstaben sind einzeln auszuschneiden und werden auf jeweils eigene Ebenen gelegt. Die Schüler erfahren außerdem, dass ein Abspeichern im Format .psd alle Ebenen erhält, und die Arbeit bein nächsten Mal dort weitergehen kann, wo man diesmal aufhört. Mehr als eine Viertelstunde nehmen diese Erklärungen nicht in Anspruch. Nach der Demonstration gehen die Schüler einzeln oder zu zweit an die Rechner und arbeiten die vorgegebenen Schritte ab. Da in der Klasse viele das Programm nicht kennen, müssen die Anleitungen sehr präzise erfolgen, und darf nicht zu viel auf einmal erklärt werden.
 
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Zweite Stunde
Ein Schüler zeigt zu Beginn der Stunde, wie weit er gekommen ist und rekapituliert die wichtigsten Schritte. Ein anderer Schüler kennt sich in Photoshop schon ganz gut aus und kann der Klasse die nächsten zwei Schritte vormachen. Es geht um die Befehle des Werkzeugs "Transformieren" (verzerren, skalieren) und um das Erzeugen von Farbverläufen, mit denen die Buchstaben, und später die Hintergrundflächen, eingefärbt werden.
 
 
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Dritte Stunde
Eine Wiederholung der bisherigen Schritte ist nun nicht mehr notwendig, allerdings zeige ich den Schülern zwei neue Operationen. Der erste Schritt besteht darin, die Buchstaben mit einem 3-D-Effekt zu versehen. Das passiert dadurch, dass man jeden einzelnen Buchstaben verdoppelt, auf zwei Ebenen übereinanderlegt, dem Doppelgänger oder 'Schatten' eine andere Farbe (z.B. schwarz) zuweist und den 'Hintermann' leicht schräg gegen seinen 'Vordermann' versetzt.
 

Der zweite Schritt führt vor, wie man mit dem 'Polygonlasso' beliebige Stücke aus seinen Buchstaben herausschneiden kann und sie auch durch Verschieben, Verdrehen, Verzerren umgestalten kann. Mit dem Polygonlasso wird schließlich auch auf einer neuen Ebene eine Hintergrundform umgrenzt, die mit einer passenden Farbe eingefärbt als unterste Ebene hinter alle anderen Ebenen gestellt wird.
Ab dieser Vorführung sind alle für die Aufgabe notwendigen Werkzeuge erklärt und die Schüler arbeiten von nun an selbständig. Am Ende macht jeder aus seiner PSD - Datei ein Bild im Format .jpg, indem er alle Ebenen auf die Hintergrundebene reduziert. Abgespeichert wird das Bild unter dem Namen des Schülers oder des Schülerteams in einen eigenen Ordner 'ABGABE'.

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Schülerarbeiten
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.Literatur Quellen
...da kommt vielleicht noch was