Seminar am Luitpold-Gymnasium München für Kunsterziehung an Gymnasien
Mein Zimmer
Christian Wagner, Studienseminar 98/2000

Unterrichtseinheit zum Lehrplan der 7. Jahrgangsstufe
Kunsterziehung am Gymnasium

.
Beanspruchter Zeitraum ca. 12 Std. 
Das Konzept bezieht sich auf die Lernbereiche
1. Bildnerische Praxis    1.1. Abbilden des Sichtbaren: So echt, wie ich kann 
3. Gestaltete Umwelt    Erfinden, Konstruieren, Nachbilden, Modelle, Bauten
und stellt einen Zusammenhang her zwischen perspektivischem Zeichnen und dem Bau eines Guckkastens.

Vorbemerkungen
Ziel: Über einen längeren Zeitraum soll sich die Klasse mit einem Themenblock auseinandersetzen. Durch unterschiedliche Aufgabenstellungen in verschiedenen Arbeitstechniken, die nacheinander oder zeitgleich stattfinden können, sollen die Teilaufgaben zu einem Objekt verarbeitet werden.
Im ständigen Vergleich von zeichnerischer und plastischer Raumdarstellung soll der Schüler sein räumliches Vorstellungsvermögen schulen und möglichst selbst korrigieren können. Er soll seine Ideen sowohl zeichnerisch/illusionistisch als auch handwerklich/modellhaft umsetzen.

Inhalt: Die Schüler zeichnen unter Berücksichtigung der Regeln der Fluchtpunktperspektive ihr eigenes Zimmer auf der Vorderseite eines gefalteten Din A3 Blattes. An zentraler Stelle im Zimmer steht ein Fernsehapparat, dessen Bildfenster ausgeschnitten wird und dadurch den Blick auf die zweite Seite des gefalteten Bogens freigibt. Auf diese zweite Seite entwerfen sie zeichnerisch eine fiktive Erzählung. Ein kleiner (möglichst interessanter)  Ausschnitt aus dieser Zeichnung ist bei zusammengeklapptem Papierbogen im Bildfenster des Fernsehers zu sehen. 
In einem zweiten Arbeitsschritt wird ein dreidimensionales Modell gefertigt. Dieses Modell, angefertigt unter Zuhilfenahme eines Schuhkartons, muß mit der Zeichnung zur Deckung gebracht werden. Der Fluchtpunkt der Zeichnung entspricht dem Sichtloch im Karton. Die Betrachterseite des Modells soll als Außenwand attraktiv ausgearbeitet werden.

Techniken
  • Von der perspektivischen Bleistiftvorzeichnung mit Geodreieck zur malerischen Endgestaltung mit Buntstift oder Malkasten
  • 3-dimensionales Gestalten eines Wohnraumes mit dem Ausgangsmaterial eines Schuhkartons; Materialien zur Bearbeitung: Pappe, Stoffe, Folien und alle weiteren geeigneten Materialien und Fundstücke

Unterrichtsverlauf
1. Schritt
Die Schüler werden im Unterrichtsgespräch zu der Überlegung geführt unter welchen Wohnverhältnissen sie sich wohlfühlen würden, wie ein Wohnzimmer nach ihren Bedürfnissen auszustatten wäre. Phantasievolle Wunschvorstellungen müssen dabei gegen konkrete praktische Überlegungen abgewogen werden, Grenzen der Phantasie und der technischen Möglichkeiten werden aufgezeigt. Die Schüler werden darauf hingewiesen, daß der Phantasie allein durch die Aufgaben des Bauens und Zeichnens Grenzen gesetzt sind.

2. Schritt
In einer kurzen Einführung wird der Klasse der gesamte Themenblock in seiner Dreigliedrigkeit vorgestellt.
Nach dieser Übersicht soll das Interesse der Schüler wieder auf den ersten Teilschritt gelenkt werden. Ausgehend von eventuell bereits schon vorhandenen Kenntnissen werden grundlegende Elemente der Fluchtpunktperspektive besprochen: Die Konvergenz der Fluchtlinien, der Fluchtpunkt, der Horizont.

Anhand von Dias oder Overheadfolien muß den Schülern verdeutlicht werden, wie diese Erkenntnisse im neuen Thema umgesetzt werden sollen. Nach der Festlegung des Papierformates werden mögliche Plazierungen des Fluchtpunktes besprochen. Gemeinsam wird in Teilschritten der leere Raum konstruiert. Dieser muß dem Format des mitgebrachten Schuhkartons entsprechen.
 Parallel zum 3-dimensionalen Arbeiten kann auch die Fernsehebene zeichnerisch bearbeitet werden. Um dies zu ermöglichen ist es wichtig, den Standort des Fernsehers und damit des Fensters in der Zeichnung möglichst früh festzulegen. Anschließend wird der Zusammenhang von Schein und Realität der Fernsehwelt besprochen. Es ist ein erklärtes Ziel, daß sich die Schüler überraschende Wendungen beim Umblättern einfallen lassen.
Erfahrung:
In den meisten Fällen fällt es den Schülern leichter, das Modell als Vorlage für die Zeichnung zu benutzen.

3. Schritt
In den nächsten Stunden ist es Aufgabe des Lehrers bestimmte Problemgebiete in Einzelgesprächen und allgemein zu vertiefen oder wiederholt anzusprechen:

  • die konsequente Anwendung der 1-Fluchtpunktperspektive auf alle Einrichtungsgegenstände
  • die Betonung der Dreiteiligkeit des Themas und damit die Deckungsgleichheit der Aufgaben
  • die Plazierung von Fenstern und Türen
  • die Betonung des Kontrastes der Fernseh- und Wohnebene
  • die Verwendung von unterschiedlichsten Materialien im Modell
  • ein sauberes und präzises Arbeiten verbunden mit Einfallsreichtum
  • ein geordnetes Verhalten beim Austeilen und Einsammeln der Arbeiten
  • das vorbildhafte Aufzeigen von Möglichkeiten und Alternativen zur Beflügelung eigenständigen Arbeitens
Zum Ergebnis: Eine Nachbesprechung kann entfallen, wenn ein ständiger produktiver Meinungsaustausch der Schüler untereinander stattfindet. Das Tauschen von mitgebrachten Materialien und der Vergleich mit anderen Arbeiten wirkt sich positiv auf die Motivation aus.

Ergänzungen
Allgemeines: Ein striktes Beharren bewährt sich, die Arbeiten und mitgebrachte Materialien geschlossen einzusammeln, um ein reibungsfreies Weiterarbeiten in der nächsten Stunden (ohne ein „hab ich zu Hause vergessen") zu ermöglichen.
Durch die Dreiteiligkeit der Aufgabe und damit bedingte Länge der Sequenz ist es wichtig, einseitigen Vorlieben einiger Schüler entgegen zu wirken und die grundlegenden Beurteilungskriterien des öfteren hervorzuheben.

Schülerarbeiten