Objekt Klammer
eine praktisch-bildnerischeUnterrichtseinheit für die Qualifizierungsphase des G8 (11. Jgst. 2. Semeser)
Dieser Einheit gingen voraus Überlegungen zum Verständnis des Begriffs Objekt, ein Rekurs über Objekte und ihre Bedeutung im Zusammenhang mit Stillebenmalerei, die Darstellung von Ergebnissen einer Recherche bei Google/Bilder zu den Suchbegriffen "Objektkunst" und "Kunstobjekt".
von Uli Schuster 2010
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Gewöhnliche Wäscheklammern aus Holz scheinen zunächst einmal keine besondere Attraktion für angehende Erwachsene und erklärte Oberstufler darzustellen. Die Schüler glauben alles Wissenswerte darüber auf einen Blick ausgeschöpft zu haben. Obwohl aus der Klasse der Wunsch zu Zeichnen geäußert worden war, trifft dieses Objekt offensichtlich nicht den Nerv der Schüler. Dies ahnend formuliere ich den Arbeitsauftrag schon einmal schriftlich um der unvermeidlichen Frage nach wortreichen mündlich bekundeten Zielsetzungen -"was genau sollen wir denn jetzt machen?" zu entkommen. Die schriftlich formulierte Aufgabe soll die Schüler auch daran gewöhnen sich in Prüfungssituationen mit einem Aufgabentext eigenständig auseinanderzusetzen. Besonders große Holzklammern gibt es in Italien und gelegentlich auf der Dult in der Münchener Au, das könnte schon mal das Hinsehen erleichtern.

Aufgabe zum Einstieg
Gegeben ist eine konventionelle Wäscheklammer aus Holz.
Fertigen Sie diverse Studien als Zeichnung oder Fotografie, in denen Sie Form-, Material-, Gebrauchseigenschaften des Objekts erkunden (mindestens ein Blatt A3).

Diese Studien sollen Ihnen ein formales Repertoire liefern für Verfremdungsideen, die zu einem „Klammerobjekt“ führen. Auf dem gleichen Blatt wie die Studien (oder einem zweiten Blatt) sammeln Sie in Skizzen oder Entwurfszeichnungen ihre konzeptionellen Ideen von denen Sie eine so detailliert darstellen (auch mit Hilfe textlicher Ergänzungen), dass ihre Realisierung durch Maßstäblichkeit, Material etc. als umsetzungsreif angesehen werden kann.

Begriffsfeld Klammer
Der Duden schreibt:
Klammer, die; -, -n: 
1. kleiner Gegenstand von unterschiedlicher Form (aus Holz, Metall o. ä.), mit dem etwas befestigt oder zusammengehalten werden kann: die Wäsche mit Klammern befestigen. sinnv.: Klemme. Zus.: Büro-, Haar-, Hosen-, Wäsche-, Wundklammer. 
2. graphisches Zeichen, mit dem man einen Teil eines Textes einschließen kann: eckige, runde Klammern. 
klammern
1. (tr.) mit Klammern befestigen: einen Zettel an ein Schriftstück, Wäsche an die Leine k.; eine Wunde k. (mit Wundklammern zusammenhalten). sinnv.:  anklammern. 
2. (sich k.) sich ängstlich, krampfhaft an jmdm./etwas festhalten: das Kind klammerte sich ängstlich an die Mutter, als der Hund angesprungen kam. sinnv.: sich anklammern.
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Ein Teil der Schüler strebt einigermaßen zügig dem zweiten Teil der Aufgabe zu. Beispiel links: Die mit dem Rücken zueinander gedrehten Holzteile nehmen im Umriss eine antropomorphe Gestalt an. Bei einer Schülerin wird die Klammer in mehreren Schritten in einen Nussknacker verwandelt. Das Studium von Form- und Materialeigenschaften erledigt man gewissermaßen nebenbei. Ein anderer Teil der Schüler setzt sich mit der nicht leicht darzustellenden Funktion der Klammer auseinander. Da taucht die Frage auf wie man die einwirkenden Kräfte darstellt. Pfeile stellen da die einfachere Lösung dar, während Hand und Finger eine echte Herausforderung für den Zeichner sind. Nur ein Schüler äußert den Wunsch nach einer Fotokamera und er macht auch drei digitale Aufnahmen um dann für den Rest der Stunde den Mitschülern beim Zeichnen zuzuschauen. Zu Hause soll dann irgendwas Geheimnisvolles mit den Dateien gemacht werden.
Ein ganz 'raffinierter' Schüler zerlegt die Klammer in ihre Bestandteile, legt die beiden Hölzer auf sein Zeichenblatt und umreißt sie mit dem Bleistift.
Nur ein Schüler scheint vor Ideen zu sprühen. Er zerlegt die Klammer in ihre Bestandteile, die er einzeln darstellt und beschriftet. Er macht sich Gedanken zur Physik der Klammer und den wirkenden Kräften bis hin zu einer etwas versponnenen aber recht existentiellen Fragestellung: Woher kommen eigentlich die kleinen Klammern?

Fazit:
In der breiten Streuung der unterschiedlichen Herangehensweisen kann die gemeinsame Besprechung fruchtbare Ansätze deutlich machen aber auch Drückebergereien und Defizite aufdecken. Entgegen dem in der Aufgabenstellung vorgezeichneten Weg kommen mehrere Schüler schnell an ein vermeintliches Ende ihres zeichnerischen Lateins. Es scheint also geboten ein paar Vokabeln der Darstellung nachzulernen.
 

  • Aus welchen Elementen sollte eine gute "Untersuchung" im Sinn der Aufgabenstellung bestehen?
  • Wie ist der Begriff "Studie" zu verstehen und welchen Aufwand soll man betreiben für die Darstellung von Material- oder Formeigenschaften?
  • Welche Darstellungsmittel und welche Zeichenmittel sind geeignet, sinnvoll, notwendig um Funktion, Form, Material Holz und Draht darzustellen?
  • Lässt sich das alles in übersichtlicher Weise zu Papier bringen etwa als Schaubild oder wie sonst?
Die Schüler erhalten dazu Hilfen mit einem Arbeitsblatt und einer Powerpoint-Präsentation mit Beispielen von diversen Formen von Visualisierungen in Schaubildern.
Arbeitsblatt "Objektdarstellung" (.pdf) kann hier heruntergeladen werden.
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Drei Beispiele für erklärende Darstellungen: Rechts ein Blatt von Leonardo mit Darstellungen mehrerer Arten von Federn. Die Zeichnungen sind in den Text eingebettet. teilweise mit Indices versehen, die im Text erläutert werden. Die wirkenden Kräfte sind mit Hilfe von an Seilen hängenden Gewichten dargestellt. Die Objekte selbst sind perspektivisch gezeichnet und mit Schraffuren plastisch ausgearbeitet. Es fällt auf, dass Leonarde die einzelnen Teile seiner Darstellung durch eine parallele Schraffur auf einen nicht weiter definierten Hintergrund bezieht.  In der Mitte eine sog. Explosionsdarstellung, die jedem Einzelteil der Maschine ihren Platz im Gefüge zuordnet durch eine eindeutig lesbare räumliche Anordnung in sechs Raumrichtungen. Jedes Teil trägt eine Nummer, die einer hier nicht dargestellten Legende entspricht, wo sie vermutlich zusätzlich mit einem Namen bezeichnet ist. Die linke Darstellung zeigt, dass vergleichbare Darstellungen auch bei organischen "Objekten" gebräuchlich und nützlich sind. Entscheidend hier ist der Einsatz von Farbe, von Schnittdarstellung, Gegenüberstellung von männlichem und weiblichem Exemplar zur Kennzeichnung z.B. der Größenunterschiede. Einzelne Teile sind vergrößert (Ei) bzw. verkleinert (menschl. Fuß) dargestellt. Farbe ist hier Bestandteil der Zeichnung und kennzeichnet die jeweiligen Oberflächen in Bezug auf ihr Material.

Systematisierung der Materialeigenschaften und ihrer Darstellung
An der Tafel sammeln wir in einer Liste die Materialeigenschaften der Wäscheklammer und sondieren Möglichkeiten ihrer bildhaften Darstellung.
 
Rohstoff Halbzeug wie zu bearbeiten Eigenschaften wie darstellbar
Holz Balken, Bretter, Leisten sägen, hobeln, schnitzen, schleifen Material: formbar, spaltbar, schneidbar, faserig, brennbar
als Balken: hart, spröde, fest, braun
als Leiste: elastisch, biegsam
Oberfläche: glatt, stumpf, kantig, gemasert, offenporig, saugend
Farbe, Perspektive, Vergrößerung, Licht/Schatten, Helldunkel,
Verläufe, Kanten, Absplitterungen, Verarbeitungsspuren
Stahl Draht, Feder schmieden, walzen, ziehen, wickeln, biegen, knicken Material: hart, bruchfest, elastisch, federnd, biegsam, homogen
Oberfläche: rund, glatt, glänzend, silbrig
Glanz, Helldunkel, Reflexe, Spiegelungen, Spitzlichter
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Wir nehmen unsTeile der Wäscheklammer einzeln vor und beginnen mit der Feder, die auf den Zeichnungen der Schüler bislang wenig Materialeigenschaften (rund, glatt, glänzend, silbrig) sichtbar werden ließen. Damit die jungen Augen der Schüler keine Ausreden mehr haben vergrößert der Lehrer eine Fotografie der Feder auf ein Format A4 und jeder Schüler erhält eine s/w Kopie zusätzlich zur originalen Klammer. Um den Glanz darstellen zu können wählen wir ein getöntes Papier, die Reflexe und Spitzlichter arbeiten wir mit weißer Kreide heraus während wir die dunklen Passagen mit Kohle oder schwarzer Kreide darstellen. Die Wicklung wird von den meisten Schülern erst einmal mit Bleistift leicht vorgezeichnet. Es gibt wieder ganz 'Schlaue', die die Fotokopie ausschneiden und als Schablone verwenden. Das ist dem Lehrer ein Hinweis, dass auch die Formfrage noch einmal extra erarbeitet werden muss. Dass der Draht der Feder wirklich so glänzt wie auf der Fotokopie zu sehen ist, ist für fast alle Schüler ein echtes Seherlebnis. Einer behauptet, er sei sich ganz sicher, dass der Draht der Klammer in der letzten Stunde nicht geglänzt hat.
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In entsprechender Weise nehmen wir uns das Holz der Wäscheklammer vor. Wir vergleichen erst einmal verschiedene Hölzer und stellen fest, dass Wäscheklammern gern aus Buchenholz gefertigt werden. Das ist sehr hart, spreißelt nicht, ist witterungsbeständig, saugt wenig Wasser auf. Die Maserung ist bei einem so kleinen Stück kaum wahrnehmbar, sehr charakteristisch sind dunkelbraune, kurze, wie gestrichelt wirkende Linien von unterschiedlicher Dichte. Der rötlich/ockerfarbene Braunton ist manchmal von helleren oder dunkleren Schlieren durchzogen, die im Brett die Maserung bilden.
Wir malen mit Wasserfarben auf gutem Malpapier (Din A4) und zeichnen uns die Umrisse der Form vor. Auf jeden Fall ist eine vergrößernde Darstellung sinnvoll und 2 gute Haarpinsel (8 und 3) sind eine Voraussetzung. Mit dem breiteren werden die Flächen präzise bis an die Kontur gefeuchtet bevor zwei Grundtöne für beleuchtete und verschattete Seiten zügig aufgetragen werden. In die Grundierung werden die helleren und dunkleren Schlieren mit Schwung aber gezielt eingefügt. Wer ungeübt ist sollte das auf einem Schmierblatt vorher ausprobieren. Die Linien, Stricherlungen, Verläufe werden aus Verschattungen des Grundtons (mit Umbra und Schwarz) in dünnen Lasuren aufgestrichen. Den dunkleren Tönen nähern wir uns sehr langsam in mehreren Schritten an. Für ganz feine Linien benützt der Ungeübte eine spitze Sahlfeder. Eine der Holztexturen nebenan ist eine Fotografie. Welche? Es ist nicht verkehrt, wenn der Lehrer sowas vormacht.

Formeigenschaften von Objekten
Allgemeine Feststellungen zur Form: Objekte sind
  • geometrisch / stereometrisch /  pflanzlich / organisch 
  • kantig / gerundet / eben / krumm / stabil / flexibel
  • dünn / dick / groß / klein / flach / blockhaft / massig
  • aus Teilflächen / Teilkörpern gebildet = gegliedert / ungegliedert
  • durch sichtbare Werkzeug-, Verwitterungsspuren verletzt 
  • durch Deformation gezeichnet


Aufgabe:
Beschreibe die Form der Wäscheklammer

Die Klammer
lässt sich einem länglichen Quader (z.B.: 75 x 14 x 10 mm) einbeschreiben. Sie ist aus zwei gleich geformten Teilkörpern gebildet, die durch Teilung des Quaders in seiner Längsrichtung hergestellt werden können. Diese Teilkörper kann man als Leisten bezeichnen (je 75 x 7 x 5 mm). Beide Leisten sind in der Form identisch zugerichtet, besitzen am vorderen Ende eine steilere ( ca, 5 mm) und am hinteren Ende eine flachere ( ca. 25 mm) lange, keilförmige Abflachung. Während der 10 mm breite "Rücken" der Leiste eben verläuft, mit nur einer Kerbe in Querrichtung, als Eingriff für die noch zu beschreibende Metallfeder, besitzt die an beiden Enden abgeflachte "Bauchseite" drei unterschiedlich große, gerundete Einkerbungen. Die größte ist vom vorderen Ende 15 mm entfernt, die Kleinste 30 mm und die mittelgroße schließlich 45 mm. Die vordere Kerbung hat die Funktion die Wäsche zu halten, die kleine Kerbe umschließt das Wäscheseil, während in der mittelgroßen Kerbund die Metallfeder gelagert ist, die gleichzeitig den Drehpunkt der Hebelbewegung bildet, die das physikalische Prinzip der Klammer darstellt. Die Metallfeder zwingt die beiden Leisten zusammen. Die Oberfläche der Leisten ist teils glatt gehobelt, teils aber auch sägerau. Die Kerben auf der "Bauchseite" könnten durch Bohrungen entstanden sein.
Die Feder besteht aus einem in Breite der Klammer spiralig gewickelten, runden Draht, dessen beide Enden die Wicklung im entspannten Zustand nahezu parallel verlassen in zwei ca 20mm langen Schenkeln, die am Ende rechtwinklig zur Richtung der Wicklung umgebogen sind. Diese umgebogenen Enden greifen nach V-förmiger Spreizung der Feder in die beiden Kerben aum Rücken der Holzleisten. Die Spreizung bildet die Spannung der Feder und stellt die Kraft dar, mit der die Klammer ein Wäschestück hält.
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Die erste Auseinandersetzung der Schüler mit der Klammer dient einer Vergewisserung der Form, allerdings ohne dass ihnen das sehr bewusst ist. Am deutlichsten wird das bei dem Schüler, der die Holzteile aufs Papier legt und sie mit dem Bleistift umfährt. Im Profil ergibt das die charakteristische Form an der jeder die Klammer sofort erkennt. Dabei wird allerdings noch nicht klar, dass es sich um ein dreidimensionales Objekt handelt. Dazu benötigt die Zeichnung auf flachem Papier der perspektivischen Illusion. Der Mehrzahl der Schülerarbeiten gelingt das mit einer weitgehend auf Umrisse reduzierten Zeichnung. Licht und Schatten bleiben dabei meist nur angedeutet, was den plastischen Eindruck noch nicht optimal wiedergibt. Dass es sich um ein Körpervolumen handelt, ließe sich auch mit einer Negativ- oder Hohlform darstellen. Eine solche deutet sich schon an, wenn man sich allein die prismatisch- keilförmigen Formteile, die zylindrischen Bohrungen und Kerben vorstellt, die vom Block entfernt werden müssen um die Leistenformen herzustellen.
Den Schülern bereitet die Isolierung von Formmerkmalen und Formelementen ein Problem. Sie sehen erst einmal nicht ein was das bringen soll. Dabei gleicht diese Reduktion einem wissenschaftlichen Analyseverfahren, in dem sich der Chemiker, Physiker, Biologe... zunächst der Bestandteile eines Untersuchungsgegenstands versichert. Das könnte auch zu Fragen des Design führen. Z.B.:lässt sich die Form des 'greifenden Mauls' der Klammer optimieren in funktionaler Hinsicht oder in Bezug auf die 'Eleganz' der Linienführung? Oder: Ist die gerade Form der Griffflächen einer gebogenen Form vorzuziehen? Sind 'Verschönerungen' auch gleichzeitig ein Verlust in Bezug auf Ökonomie der Fertigung?
 

In diesem Zusammenhang ist folgende Aufgabe denkbar:
Suchen Sie im Klammersack der Mutter nach unterschiedlichen Formen der Klammer.
Suchen Sie unabhängig von der Funktion Wäsche-klammer nach verwandten Typen der Klammer.
Gestalten Sie eine kleine Ausstellung in einer Vitrine zum Thema "Klammer" oder speziell "Morphologie der Klammer".
 

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Design einer Feder
Aufgabe
Entwerfen Sie ein sinnvolles Verfahren und Werkzeug für die Herstellung der Feder. Beschreiben Sie in gezeichneten oder fotografierten Phasenbildern, wie Sie sich die Fabrikation der Feder mit diesem Werkzeug vorstellen. Stellen Sie dann eine Feder aus einem Stück Draht nach Ihrem Verfahren her.
Bei der Suche nach unterschiedlichen Formen der Klammer kann man auf eine Art stoßen, die sich vor allem in Bezug auf die Form der Feder unterscheidet. Das kann bereits wieder zur Zeichnung herausfordern und kann die Frage aufwerfen, wie diese Form der Feder herzustellen ist. Wir verzichten auf Federstahl, den wir mit der Kraft der Hände eher schwer biegen können, und begnügen uns mit einem verzinkten Eisendraht. einfachtes Werkzeug reicht aus, nämlich eine Kombizange, mit der sich ein rechter Winkel biegen lässt und der Draht am Anfang von der Rolle abgelängt und am Ende abgezwickt werden kann. Die runde Wicklung muss, wie auch bei der Spirale, um einen runden Kern erfolgen. Bei der Spirale könnte das ein eiserner Nagel sein, bei der zweiten Feder ist die Wicklung mit einem Durchmesser von 10mm deutlich größer. Da es hier mehr ums Prinzip der Form geht, empfehle ich die Herstellung einer "Riesenfeder" mit einem Durchmesser der Wicklung von 20mm. Diese Feder benötigt nur zwei Wicklungen, die durch ein gerades Stück auf 'Distanz' (Klammerbreite) gehalten werden. Wir schlitzen einen abgelängten Rundstab mit der Säge. in diesen Schlitz lässt sich der u.förmig gebogene Draht einklemmen und einmal linksdrehen, auf der anderen Seite rechtsdrehend um den Rundstab wickeln. Die Enden werden rechtwinklig nach innen abgeknickt.
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Ziel der Übung: Verfremdung
Wer Form oder Materialeigenschaften verfremden will muss sie erst einmal illusionistisch darstellen können. An Beispielen aus der Kunstgeschichte insbesondere des Surrealismus finden wir eine Orientierung über die Techniken der Verfremdung:
  • Ein bekanntes Objekt wird in ein ungewöhnliches, fremdes Material „übersetzt“.
  • Ein Objekt wird in Formbestandteile zerlegt.
  • Ein Objekt wird auf gewisse Formelemente reduziert.
  • Ein Objekt wird in seinen Dimensionen verändert, z.B. monumentalisiert, verzerrt.
  • Ein Objekt wird in einen ungewöhnlichen Kontext gestellt.
  • Mehrere Objekte werden zu einem neuen Gebilde kombiniert, montiert, verschmolzen.
Solchen Form und Materialverwandlungen können wir zunächst an existierenden Beispielen studieren. Wäscheklammern gibt es nicht nur aus Holz, sondern auch aus Plastik oder Metall. Bereits die Holzklammer existiert in verschiedenen Formvarianten und sie lässt sich durch Feuer, Gewalteinwirkung deformieren wie die folgenden Beispiele zeigen.
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Dalis weiche Uhren aus dem Bild "Die Beständigkeit der Erinnerung" von 1931 stellt eine Transformation von Materialeigenschaften dar. Auch Wäscheklammern können aufgeweicht bis verflüssigt werden, nicht durch zu heißes waschen, aber durch kontrollierte Hitze aus der Heißluftpistole. Damit ließe sich schon etwas machen etwa in dem Sinn: "Klammer nach Kontakt mit Reizwäsche".
Magritte spielt in zahlreichen Bildern mit der Verfremdung von Objekteigenschaften und in einigen Bildern geht es um die Veränderung von Formeigenschaften wie der Objektgröße. Das wird natürlich erst sichtbar im Zusammentreffen mehrerer vergleichbarer Gegenstände, wie hier im Bild "Die Gigantin" von 1931. Die Frau ist dargestellt aus der Perspektive eines zwergenhaften Mannes links unten im Bild. Mit dieser Idee lassen sich zahllose Verfremdungen und Verschiebungen von Bedeutungen im Bild erzeugen.
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Ausstellung - Präsentation
Objekte, und insbesondere solche, die gewöhnliche Dinge darstellen oder aus solchen montiert, assembliert sind, verlangen nach einer überlegten Präsentation, wenn sie über das bloß dingliche Dasein zu Ausstellungsgegenständen nobilitiert werden sollen. Der Ausstellungsbetrieb der Kunstgalerie und des Kunstmuseums nahm hier zu Beginn des 20. Jh Anleihen am naturhistorischen und völkerkundlichen Museum oder auch am technischen Museum. Der gläserne Käfig der Vitrrine schien schon 1936 in der Galerie Ratton in Paris als das probate Präsentationsmittel für eine Anzahl kleinerer Objekte. Die "Exposition Surréaliste d’Objets" in der Pariser Galerie Charles Ratton legte eine besondere Bedeutung auf die Objektkunst und auf den Primitivismus zeigte auch Fetische und mathematische Modelle. Marcel Duchamp ist in der Vitrrine vertreten mit einer ersten Replik seines Flaschentrockners. Direkt darunter die Pelztasse von Meret Oppenheim. Neben der Vitrine ein mit Likörgläsern bestücktes Jackett von Dali, "aphrodisische Smokingweste". Wie man hier sehen kann galt Duchamp zu diesem Zeitpunkt noch als Mitglied der Surrealistengemeinde.
 
"Der surrealistische Gegenstand ist felsenfest entschlossen, sich nichts mehr gefallen zu lassen. Der surrealistische Gegenstand beansprucht seine paranoisch-kritische Vormachtstellung und wird sie durchzusetzen wissen. Der surrealistische Gegenstand ist unbrauchbar, er dient einzig dazu den Menschen in Bewegung zu setzen, ihn zu schwächen, zu verdummen. Der surrealistische Gegenstand ist einzig und allein ehrenhalber gemacht, er exisitert lediglich um der Ehre des Denkens willen...." (Dali in Cahiers d'art" 1936, zitoert in "Dali Retrospektive 1920-80", S.227)
Ein Schaukasten in der Schule wird mit einer Sammlung der Objekt-Familie "Klammer" bestückt. Zeichnungen kommen dazu, auch Fotografien und kleinere Texte, wie z.B. Definitionen aus Duden und Brockhaus. 
Wie arrangiert man die vielen Teile, welche Gruppierungen lassen sich bilden, welche Teile sollen wie beschriftet werden?  Witz und Poesie sind erwünscht, ja gefordert. Wie lässt sich an Einzelstücken deren Funktion demonstrieren? Mit solchen Überlegungen kann man ein oder mehrere Schülerteams einen oder mehrere Schaukästen bestücken lassen und die Ausstellung obendrein danach beurteilen, wie reichhaltig die Sammlung ausfiel und wie interessant die Inszenierung ausfällt.

Literatur: 
Centre Georges Pompidou, "Dali Retrospektive 1920-80"