Die Geschichte der Residenz zu Würzburg

Früher wurde die Provinzstadt Würzburg von geistlichen Herrschern regiert. Über Jahrhunderte hin hatten die Würzburger Fürstbischöfe auf der Burg Marienberg hoch über der Stadt residiert. Diese Burg aber, nach dem Dreißigjährigen Krieg zu einer modernen Festung ausgebaut, konnte den enorm gestiegenen Ansprüchen des 18. Jahrhunderts an Repräsentation und Komfort nicht mehr genügen. Ein erster Stadtpalast hatte sich wegen bedenklicher baulicher Mängel als vollkommene Fehlinvestition erwiesen. Er wurde nie bezogen.

Johann Philipp Franz von Schönborn (Würzburger Fürstbischof 1719-1724) wollte diesen Fehler, in der Planung zu kleinlich zu sein, nicht wiederholen. Er wollte Größeres schaffen. Er begann gleich nach seinen Regierungsantritt im September 1719 mit den Planungen an der neuen Residenz, deren Grundstein bereits ein Jahr später am 22. Mai 1720 gelegt wurde. Der Fürstbischof starb allerdings bereits im August 1724.

Sein Nachfolger Christoph Franz, Freiherr von Hutten, der von 1724-1729 regierte, tat für den angefangenen Residenzbau nur widerwillig das Allernotwendigste und ist nicht weiter erwähnenswert.

Nach ihm wurde Friedrich Karl von Schönborn von 1729-1746 Fürstbischof von Würzburg. Für ihn war es so etwas wie eine Ehrenpflicht, die er seinem Bruder und seiner Familie schuldig war, den Rohbau der Residenz zu vollenden, was ihm im Jahre 1744 schließlich auch gelang.

Aber auch der Onkel der beiden Bauherren Lothar Franz von Schönborn (Mainzer Erzbischof, Kurfürst und Reichskanzler und Bamberger Fürstbischof) förderte bis zu seinem Tode 1724 den Bau der Residenz. Er war damals das mächtigste Mitglied des Hauses Schönborn.

Man kann die Würzburger Residenz folglich ohne weiteres als ein "Schönborn-Projekt" bezeichnen.

Lothar Franz war es auch, der für die Bauleitung der Würzburger Residenz sorgte. Er erkannte die ungewöhnliche Begabung eines jungen Mannes namens Balthasar Neumann in Sachen Zivilbaukunst und empfahl ihn seinem Neffen. Neumann erhielt 1720 die Stelle als Bauleiter. Er behielt sie bis auf eine kurzzeitiger Entlassung unter Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim (1746-1749), der nur an Geldmacherei interessiert war und dessen Tod von niemanden betrauert wurde, bis zu seinem Tode 1753 inne. Da in Würzburg der Tod die Bauherren dreimal wechseln ließ, hatte Neumann als Einziger das Glück, sein ganzes Leben als Künstler mit diesem Bau verbunden sein zu dürfen.

Es war Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenclau, der den Venezianer Giovanni Battista Tiepolo nach Würzburg berief. Er löste Anselm Franz von Ingelheim 1749 als Fürstbischof ab und blieb bis 1754 im Amt. Er war es auch, der Baltasar Neumann wieder als Baudirektor einsetzte. Greiffenclau war entschlossen, seinen Residenzbau mit den Werken des besten Malers, den er gewinnen konnte, auszustatten. Tiepolo ging es wohl hauptsächlich um das glänzende Honorar. Beide, Auftraggeber und Künstler, vereinte wohl auch das Streben nach dauerhaftem Ruhm.

So kam es, daß der berühmte venezianische Barockmaler die Decke des Treppenhauses und den Kaisersaal in den Jahren 1750-1753 bemalte. Außerdem traf der Venezianer in Würzburg auf ebenbürtige Mitarbeiter, wie den brillanten Stukkateur Antonio Bossi, den Bildhauer Wolfgang von der Auwera und den Maler Franz Ignatz Roth.

Die 1779 fertiggestellte Residenz und ihr weiteres Schicksal

Nach 60jähriger Baugeschichte war die Würzburger Residenz 1779 endlich beendet.

Abgesehen von ein paar unbedeutenden Vorfällen blieb die Resizenz unbeschädigt, bis am 16. März 1945 Würzburg durch einen Fliegerangriff zerstört wurde, genau eine Woche vor Einstellung der strategischen Luftangriffe der Alliierten. Würzburg war nach Kriegsende die am stärksten zerstörteste Großstadt Deutschlands: in 20 Minuten wurden 90% der bebauten Fläche in der Innenstadt vernichtet, 5% der Einwohner starben in der Bombennacht. In der Residenz gingen alle brennbaren Bauteile in Flammen auf: die Dachstühle, die Decken über und zwischen den einzelnen Geschossen, die Fenster, Türen und Fußböden. Stehen blieben im wesentlichen die Außen- und Zwischenmauern und die überwölbten Bereiche, nämlich das Erdgeschoß mit Vestibül, das Treppenhaus, der Weiße Saal, der Kaisersaal und die Hofkirche und somit auch die wertvollen Fresken von Tiepolo. Zu verdanken haben wir das ausschließlich der genialen Wölbungstechnik von Balthasar Neumann.

38 Jahre nach der Katastrophe ist die Residenz Würzburg jetzt in ihren wesentlichen Teilen wieder aufgebaut und als Weltkulturgut neben den Aachener Dom und dem Dom von Speyer als drittes Denkmal der Bundesrepublik Deutschland von der UNESCO unter besonderen Schutz gestellt.