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Auflösung  Bilder auf den Punkt gebracht
Ein historischer Abriß zum Problem der Auflösung

von Uli Schuster

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Der Begriff Auflösung steht politisch für Unregierbarkeit und Chaos. In der Chemie steht er für ein Verfahren Feststoffe zu verflüssigen, um ihre Reaktionsmöglichkeiten zu testen, ihnen Eigenschaften zu entlocken, die sie für sich und im verfestigten Zustand nicht zeigen können. Bei einem Rätsel oder Kriminalfall bezeichnet Auflösung den Punkt, an dem Gewissheit über ein Problem, einen Tathergang hergestellt ist. Für moderne Bildtechnik und Bildverständnis ist Auflösung ein zentraler Begriff geworden. Er deckt sich nicht mit dem Begriff Abstraktion, den wir Kunsterzieher häufig gebrauchen, aber er beschreibt eine Reihe von Abstraktionsleistungen im Zusammenhang mit Bildern sehr präzise. Anders als "Abstraktion", womit in der Hauptsache eine geistige Leistung verbunden wird, enthält der Begriff Auflösung einen Handlungsaspekt und damit auch die Fähigkeit, ein methodisches Vorgehen materiell zu beschreiben. Auflösung ist ein Gradmesser für die Informationsdichte z. B. in einem Bild. Hoch aufgelöste Bilder liefern uns eine Fülle an Informationen, möglicherweise mehr als wir brauchen, z. B. speichern können. Insofern kann "Auflösung" zu einem Gradmesser werden für einen rationalen Umgang mit Information.
Reproduktion von Malerei als Problem
Masaccio, 1424/25, SchattenheilungReproduktion von Texten, Bildern oder dreidimensionalen Objekten bedeutet in der Regel Übertragung von Information von einer Darstellungsform in eine andere, von einem Medium in ein anderes. Sofern bei der Reproduktion nicht ein Klonen = identisches Nachbilden angestrebt wird, stellt sich die Frage, welche Objekt-, Bild-, Texteigenschaften reproduziert werden sollen. Ein Fresko aus der Renaissance, befindlich in der Kirche S.Maria del Carmine in Florenz beispielsweise, soll in seinem bildhaften Eindruck transportabel gemacht werden für einen Kunsterzieher, der es in Pfarrkirchen seinen Schülern zeigen will. Es soll beispielsweise auf fotografischem Film abgelichtet werden. Dabei entsteht nicht annähernd eine identische Nachbildung des Freskos, sondern eine analoge Kopie, eine fotografische Reproduktion auf Film oder Fotopapier, vielleicht nur in schwarz/weiß und in der Größe und Auflösung, die das verwendete Filmmaterial hergibt: auf 35 mm Filmbreite (Kleinbild) bei einer Filmempfindlichkeit (Auflösungsvermögen) von 400 ASA wegen der schlechten Beleuchtungsbedingungen in der Kapelle. Die Analogie von Vorbild und Nachbild beschränkt sich also auf proportionale Ähnlichkeit der Formen und Ähnlichkeit in der Helligkeitsverteilung.
schwarz/weiß kann ein Informationsverlust seinDie "Schattenheilung" von Masaccio verkehrt ein altes Vorurteil über den Schatten ins Positive. Schatten gelten uns als Unglücksboten. Ein Ereignis wirft seine Schatten voraus.  Wer im Schatten steht, bekommt wenig Licht ab. Das Schattenreich ist eine Unterwelt. Wer dort ist, existiert nur noch als Schatten seiner selbst. Masaccio ist der erste Maler, der dem Schatten so positive Seiten abgewinnen kann, dass er ihn zu einem Thema der Malerei erhebt. Der Schatten als Heilsbringer. Petrus' Schatten fällt auf den armseligen Krüppel und - heilt ihn von seinem Leiden. Masaccio heilt damit die Malerei von ihrem Unwissen über Licht und Schatten. Masaccio interpretiert hier einen Text der Apostelgeschichte (3,1-26) auf eine sehr eigenwillige Art und Weise. Dort ist es nämlich das Apostelwort "Steh auf und geh umher!", das den Lahmen gehen macht. Den Schatten nimmt sich der Maler von einer anderen Stelle zu leihen.
Der Kunsterzieher möchte mit diesem Bild seinen Schülern ein Beispiel geben für den neuen Realismus bei Masaccio. Nicht mehr das Licht ist der Heilsbringer, symbolisch als Strahl dargestellt, der aus den Wolken kommt, so wie das das Mittelalter sah, sondern sein ständiger Begleiter, der Schatten. Licht und Schatten stehen nicht mehr für Gut und Böse, sondern für das natürliche Phänomen der Sichtbarkeit. Naturbeobachtung als neues Heil der Welt. Braucht er dazu eigentlich ein Farbbild, oder reicht auch schwarz/weiß? Sind Schatten überhaupt schwarz?
Unschärfe kann ein Informationsverlust seinDie Transformation der mit Kalkfarben bemalten Putzschicht in eine mit Silberhalogeniden beschichteten Folie erlaubt nur die Übertragung ganz bestimmter Informationen über die Wand. Es sind dies ausschließlich Daten über die Reflexionsfähigkeit der Wandoberfläche bei einer gegebenen Beleuchtung, nur ein Schatten des realen Bildes. Die fotografische Schicht des Films enthält eine hohe Anzahl von 'empfindlichen Meßgeräten' für direktes oder reflektiertes Licht. Jedes Molekül der Schicht ist ein solches Meßgerät. Es speichert ein von der Wand reflektiertes Quantum Licht durch Schwärzung des in ihm gebundenen Silbers. Da alle Moleküle zur gleichen Zeit und in der gleichen Dauer dem reflektierten Licht der Wand ausgesetzt sind, entsteht auf dem Film ein den Reflexionseigenschaften des Freskos analoges Muster, ein fotografisches, mobiles, nach Pfarrkirchen transportables Bild. 
Der Kunsterzieher wünscht nun den Schülern einen Eindruck von der Größe des Originals zu geben und möchte das Dia durch einen Fotografen auf das Format der Originalwand vergrößern lassen. Der Fotograf rät ab und will den Auftrag nicht annehmen. Was dabei deutlich zum Vorschein käme, sagt er, sind die schwachen Auflösungseigenschaften des Films: Die Körnung des Films, die Unschärfe der Aufnahme, die Oberflächeneigenschaften des Fotopapiers werden wahrnehmbar. Auflösung würde zu einem ästhetischen Phänomen und Störfaktor, für den er nicht verantwortlich sein will.  Rollover!
Weniger ist oft mehr
Unschärfe kann ein Informationsgewinn seinUnschärfe kann ein Informationsgewinn seinWas bei der Reproduktion von Masaccios Bild stören würde, hilft uns bei anderen Bildern. Unschärfe und Detailmangel sind im fotografischen Bild z.B. ein Kennzeichen für räumliche Distanz. Manet verwendet das auch in der Malerei, anders als Masaccio, bei dem das Bild auch in der Tiefe scharf umrissen und detailliert ist. Manet malt Bildgegenstände des Vordergrunds schärfer und in höherer Detaillierung = Auflösung, während er den Hintergrund grob und im Umriß unbestimmt darstellt. Da Manet mit uns in diesem Bild ein Spielchen mit Entfernungen treibt, trägt die Unschärfe genauso wie die schwache Auflösung zur 'Klärung' der räumlichen Situation im Bild bei. Im Vordergrund des Bildes sehen wir die Bardame von vorne. Sie ist uns nah und deshalb im Umriß scharf gezeichnet. Der Spiegel im Hintergrund ist nicht viel weiter entfernt, aber er spiegelt den ganzen Raum mit den Menschen an den Tischen, und die sind weit entfernt, auch wenn ihr Spiegelbild nahe ist und ein Fotoapparat leicht auf sie focussieren könnte. Rechts neben der Bardame sehen wir ihr Spiegelbild also sie von hinten. Da sie nahe am Spiegel steht, ist ihr Umriß scharf, während der Mann, der sie anschaut und in Wirklichkeit vor ihr, also näher zu uns steht, vom Spiegel weiter entfernt ist und deshalb deutlich unschärfer abgebildet ist. Alles klar?
Beispiel: "Bar aux Folies-Bergère" (Manet)
Auflösung und Fotografie
Das am häufigsten eingesetzte Medium zur bildlichen Reproduktion war bis in unsere jüngste Vergangenheit die Fotografie. Das Auflösungsvermögen der Fotografie wird  beschrieben als Empfindlichkeit des filmischen Materials. Heute geht die Bedeutung des Films als Träger oder Speichermaterial zurück. An seine Stelle tritt der Bildchip in einer Kamera, die digitale Speicherung auf Diskette oder Festplatte und die Ausgabe über das Medium Bildschirm oder über einen Druckkopf - was immer das ist - auf Papier. Überall dort, wo das Bild digital erfasst wird, also in einen Code aus Nullen und Einsen überführt wird, beschreiben diese letztlich Eigenschaften eines Bildelements  = PIXELS.  Und das Pixel ist schließlich auch das letzte wahrnehmbare Elementarteilchen des digital erzeugten Bildes. Zu den Auflösungseigenschaften des digitalen Bilds zählt nicht nur die Anzahl der Pixel, in die es flächig aufgelöst wird (Bildgröße), sondern auch die Auflösungstiefe (in Bit), also die Anzahl der Merkmale, die jedem Pixel zugeordnet werden (Helligkeit, Farbwert, Farbton, Sättigung).
Für das Bildraster existiert heute eine ganze Bandbreite von Lösungen, solche, die mit hoher Auflösung jenseits der Schwelle unserer visuellen Wahrnehmung ihre Existenz verschleiern, aber auch solche, die sich unserer Wahrnehmung sichtlich stellen, weil sie nur gering auflösen
Im folgenden sollen zentrale Begriffe und historische Zusammenhänge im Kontext Bildauflösung thematisiert werden bevor am Ende wieder die Fotografie und das fotografische Raster sowie der Bildschirm und das Pixel betrachtet werden sollen:
.Das Bildraster als Reproduktionsmittel
Das Zerlegen von Bildern erscheint bereits in archaischer Zeit als eine grundlegende Technik zum Aufbau und zur Übertragung von Bildern. Der heute übliche Begriff kommt aus dem Lateinischen. Rastrum ist eine Hacke mit mehreren Zinken zum Zerkleinern von Erdschollen, also eine Art Rechen. Beim Bildaufbau dient das Raster dem Zerlegen der Bildfläche in kleinere Portionen und sodann der Verteilung, Ordnung der Bildgegenstände, Bildelemente auf der umgrenzten Bildfläche. Bei der Übertragung eines Entwurfs auf den endgültigen Bildgrund dient es der Herstellung proportionaler Analogie in Höhe und Breite = geometrischer Ähnlichkeit. 
Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus einem Relief um 2100 vor Christus (Kairo) und gilt als das älteste Beispiel für im Quadratnetz entworfene Figuren. Während der Körper in ein grobes Raster eingepaßt ist, hat der Vorzeichner für den Kopf in vertikaler Richtung eine höhere Auflösung gewählt. Das Raster dient hier offenbar zwei Zwecken. Der richtigen Platzierung der Figur auf dem Grund und der proportionalen Gliederung der Figur.
Die Suche nach ästhetischen Elementarerfahrungen, die zum Bildraster führen, lässt an ein Geflecht und ein Gewebe denken. Als gedankliches Muster steckt im Vorgang des Webens, Knüpfens, Knotens, Strickens die Möglichkeit geometrische Muster bis hin zu abbildhaften Darstellungen aus einem System von vertikal und horizontal gespannten Fäden, zeilenweise aneinandergereihten Maschen aufzubauen. Die Natur selbst kennt das Prinzip bildhafte Superstrukturen aus gleichförmigen Elementarteilchen zusammenzusetzen, z. B. bei der Haut von Fischen (Schuppen) und Schlangen oder auch beim Schmetterlingsflügel.

Bei den frühen Beispielen des Bildrasters zeigt sich deutlich die Verwandtschaft von Bildraster und Schriftzeile , welche zur Ordnung von Texten und zur Ausrichtung von Schriftzeichen seit jeher eine Grundlage darstellt. Zumindest Bilder, die im Zusammenhang von Texten auftauchen, werden schon bei den Ägyptern im 3. Jahrtausend vor Christus dem zeilenweisen Aufbau des Textes unterworfen, wobei Zeile in gleicher Weise horizontale wie vertikale Linie bedeuten kann. Wenn auch die rasterartige Gliederung der Bildfläche bei den Ägyptern ein deutlich wahrnehmbares System darstellt, so wurde vom Maler oder Bildhauer das eigentliche Bildraster lediglich als Hilfsmittel wie bei einer Vorzeichnung eingesetzt, die letztlich ausgelöscht und von der sichtbaren Oberfläche verbannt wurde. Allein die zahlreichen unvollendet gebliebenen Reliefs und Malereien zeigen uns, daß die klaren geometrischen Absichten nicht spontan entstanden, sondern absichtsvoll ins Werk gesetzt wurden.
Abb. 2 zeigt ein unfertiges Relief aus dem Grab des Königs Haremhab (Tal der Könige), bei dem die Vorzeichnung neben einem bearbeiteten Abschnitt des Steins erhalten blieb. Anders als im ersten Beispiel orientieren sich hier die Linien an der Figur, ordnen in Zeilen die Höhenlage von Scheitel, Schulter, Taille, Rocksaum und Standlinie.
 
"Es besteht kein Zweifel, daß die Gesetze der Wiedergabe in Wandbild und Statue und der Proportionskanon ursprünglich an der aufrecht stehenden Person von höchstem Rang durchdacht und an ihr exemplarisch festgelegt worden sind"... "Das ägyptische Grundmaß ist die Elle, unterteilt in Spannen, Hand- und Fingerbreiten" 
(H.W. Müller, "Der Kanon in der ägyptischen Kunst" in "Der vermessene Mensch", München 1973)

Während in der Malerei das Bildraster  zu einer Technik wird, die ästhetisch im Hintergrund bleibt, ist es beim Mosaik durch die Gleichförmigkeit der Mosaiksteinchen auch wahrnehmbar als Bildgefüge eingesetzt. Anders als beim Weben verliert sich dabei jedoch der Zwang zum Einhalten einer Systematik aus horizontalen und vertikalen Richtungen. Beim Mosaik kann die entstehende Lineatur der Fugen ähnlich wie bei einer Schraffur formbeschreibende, modellierende Funktion erhalten.
Abb. 3 zeigt die Hausherrin aus der Villa Erculia, Piazza Armerina. Wo es dem Mosaikmaler möglich ist, folgt er beim Legen der Steine der plasischen Körperform. Beim plastisch neutralen Hintergrund hält er sich mit horizontalen Zeilen an eine neutrale Richtung.
Ab der Renaissance verliert sich der Zusammenhang von Bild und Schrift zumindest in der Malerei weitgehend. Doch bleibt das Bildraster als methodische Grundlage der Reproduktion, vor allem der Vergrößerung oder Verkleinerung im Gebrauch, gewinnt aber als unsichtbar im Hintergrund wirkendes kompositorisches Gerüst für die Bildgliederung noch an Bedeutung. Sogar im Bereich der plastischen Reproduktion - wo man es vielleicht am wenigsten vermuten möchte - ist es wirksam in der Apparatur der Exempeda, einer Projektions- und Reproduktionsmechanik für plastische Objekte. Im Grunde zeigt sich hier auch eine geistige Verwandtschaft zwischen Webstuhl und jeglicher Art geometrischer oder optischer Projektion.
 Für die Reproduktion von Bildern im Druck und auf dem Bildschirm erhält das Raster in diesem Jahrhundert eine grundlegende Rolle und ist schlicht gesagt aus der medialen Darstellung von Bildern nicht mehr wegzudenken. Der Filmstreifen unterliegt dem System ebenso wie der Bildschirm.
Abb. 4 zeigt in einem Holzschnitt Dürers ein Verfahren zur Konstruktion des perspektivischen Bilds. Jeder Bildpunkt wird hier mit Hilfe eines Fadens bestimmt, der die Funktion eines Peilstrahls besitzt. Der Schnittpunkt von Peilstrahl und Bildebene wird nach seinen Koordinaten bestimmt (das macht der Mann rechts) und auf die Bildfläche als Punkt übertragen. Das Bildraster (Koordinatensystem) wird damit zum universellen Instrument zur Bestimmung der Lage jedes einzelnen Bildpunkts in beliebig hoher Auflösung. Bezeichnend in diesem Beispiel ist, welche Punkte Dürer seine Gehilfen übertragen lässt. Im Prinzip wäre jeder Punkt gleich berechtigt. Der Zeichner allerdings weiß, daß für den Raumeindruck des Abbilds ganz bestimmte Punkte hinreichend sind. In der Reduktion der Informationsdichte liegt eine Konzentration aufs Wesentliche.

. Zeile und Quadratnetz
Historisches
Bei der Schrift besitzen die Zeilen ursprünglich sehr verschiedene Bedeutung. Das lernt man heute noch beim Zeichnen der ersten Buchstaben: Es gibt Zeilen, auf denen der Buchstabe steht und solche, die ihn nach oben begrenzen. Für halbhohe und überlange Buchstaben kann man ebenso wie für besondere Unterlängen eigene Zeilen angeben.  Am differenziertesten hat sich dieses Prinzip in der Notenschrift gehalten. 
Gegenüber dem Zeilensystem der Schrift erscheint das Quadratnetz als eine "späte" Entwicklung, isoliert es in seiner ausgereiften Form doch die Funktion der Gliederung und Flächenteilung von jeder besonderen Bedeutung und jedem Inhalt. Es entsteht in Ägypten mit dem Beginn des Mittleren Reichs (um 2100 vor Chr.). Das Quadratnetz überzieht eine Bildfläche mit einem gleichmäßigen Linienraster ohne Rücksicht darauf, was in dem Bild dargestellt und wo es platziert ist . Es eignet sich deshalb als allgemeines Verfahren zum Übertragen, Kopieren, Vergrößern und Verkleinern, strukturieren jeglichen Bildinhalts. Einziges Kriterium für die Eignung eines Rasters zu diesen Zwecken ist seine Dichte. Will man kleine Formen übertragen, benötigt man ein enges Netz, bei größeren Formen genügen weitere Maschen.  Schließlich sind es die Schnittpunkte von Rasterlinien und Formlinien , die in einer sinnvollen Dichte erzeugt werden müssen.
Überall, wo in der Schule auf größere Flächen, Wände gemalt wird, ist zu überlegen, ob man das spontan machen soll oder ob man nicht besser methodisch gezielt vorgehen will. Ein kleiner Entwurf muss vergrößert werden. Ein Quadratraster leistet hier beste Dienste, um die Vorzeichnung auf die Wand zu vergrößern. Das Quadratnetz ist dazu das in der Malerei übliche Arbeitsmittel. Übrigens bedienen sich auch manche Sprayer eines Quadratnetzes, um ihre Entwürfe auf der Wand vergrößert zu realisieren. 
Das Raster ermöglicht die proportionale Übertragung, aber es kann auch gezielt für Verzerrungen eingesetzt werden. Auch wenn die Vergrößerung mit Hilfe eines Projektors einfacher und schneller sein mag,  wird der Lehrer vielleicht gute Gründe dafür finden mit einem Quadratnetz zu arbeiten.
Die Renaissance kennt neben dem Raster als Gliederungsprinzip auch das Tagewerk, in dem die Bildfläche nach Gesichtspunkten der täglichen Arbeitsleistung zerlegt wird. Dieses Prinzip ließe sich übertragen auf Kompetenzbereiche bei der arbeitsteiligen Gestaltung einer größeren Wandfläche durch eine Schulklasse. Allerdings werden dann auch die unterschiedlichen Handschriften der Schüler deutlicher.
Die Abb. zeigt einen Christophorus von Donato Bramante Anf. 16. Jh. Die Quadrierung deutet darauf hin, daß die Zeichnung in ein größeres Format umgesetzt werden sollte. Das Raster steht in keinerlei Beziehung zur Figur.
Das Pixel und seine historischen Vorläufer
Bedeutung
Das Kunstwort Pixel wird in der Regel erklärt aus der Abkürzung für "picture element" . Bilder lassen sich auf die verschiedensten Weisen in Bildelemente zerlegen: Farbe, Beleuchtung, Form, Raumaufbau, Flächengliederung, Bewegungsrichtungen... könnte man aus dem Zusammenspiel im Bild isolieren und zu Bildelementen erklären. So haben die Kupferstecher bei der Reproduktion von Gemälden auf die Wiedergabe von Farbe verzichten müssen, haben die Bildkünstler seit der Renaissance die Nachzeichnung, wie übrigens auch die "Naturstudie", stets in einem reduktionistischen Sinn als eine Aufgabe aufgefasst, die verschiedensten Aspekte, Elemente eines Bildganzen zu isolieren. Und die Künstler, Maler, Bildhauer, Zeichner, Grafiker haben im Verlauf von Jahrhunderten Zeichenmaterialien und Zeichentechniken entwickelt, mit deren Hilfe sich ganz bestimmte Objekteigenschaften mit Hilfe von Bildelementen verdeutlichen, ja isolieren ließen. So gibt es Lineaturen, die vorwiegend formbeschreibend sind (Konturen) und solche, die plastische Werte (Volumina) oder auch taktile Werte (Texturen) wiedergeben können.
Das Pixel ist dem Bildinhalt gegenüber völlig gleichgültig. Es reduziert jede beliebige Bildstelle auf einen bestimmten Wert einer Tonskala, z.B. Schwarz-Weiß. Dabei wächst auf eigenartige Weise mit zunehmender Auflösung  (= Verkleinerung der Pixel) und einer gleichbleibenden Anzahl von Graustufen (Voraussetzung ist ein Minimum von 16 Grauwerten), die Fähigkeit der Picture Elements im Verbund mit ihrer Vielzahl eine ganze Bandbreite wünschenswerter Bildinformationen zu übermitteln. Anders gesagt: Die durch das Bild übermittelte Informationsdichte über die Helldunkel-Beschaffenheit eines Objekts ist ein ganz wesentlicher Parameter für die Interpretation zahlreicher Objekteigenschaften wie Form, Raumausdehnung, Oberflächenbeschaffenheit, Materialeigenschaften, Reflexionseigenschaften. Im Gegensatz zum Pixel des Bildschirms, das auf eine ganze Skala von Grautönen zurückgreifen kann, erzeugt das druckgrafische Raster seine Halbtöne aus dem Zusammenspiel nur einer Druckfarbe und einem Farbton des bedruckten Papiers oder Stoffs. Die Animation zeigt eine stufenweise Verkleinerung der Pixelgröße bei einer möglichen Anzahl von 32 Graustufen. 
Ich will hier versuchen den Weg zurückzuverfolgen, den die Problematik der Helldunkel-Auflösung historisch genommen hat.
Druckgrafik und Bildreproduktion
Gegenüber der Malerei hat die Druckgrafik den Vorteil des seriellen Bildes. Von jedem Druckstock läßt sich eine Auflage qualitativ gleichwertiger, gleichförmiger Bilder herstellen. Bereits in der Renaissance wurden deshalb die druckgrafischen Techniken zur Reproduktion von Malerei eingesetzt. Raffael ließ zahlreiche seiner Fresken durch Marcanton Raimondi reproduzieren. In den Niederlanden kam der Reproduktionsstich im 16./17. Jh über große Verlage zu einer wirtschaftlichen Blüte. Die Reproduktionsfähigkeit der Grafik wächst mit der Fähigkeit zur vorlagengetreuen Wiedergabe. Die Grenzen liegen zunächst einmal im Bildformat, dann in der Farbe und schließlich in der Wiedergabe von Form und Helldunkel . Für lange Zeit war druckgrafische Reproduktion beschränkt auf die beiden letztgenannten Bildeigenschaften, Form und Helldunkel.

Gibt es eine Lösung ohne den Punkt?
Vom 15. bis ins 17. Jh dominiert in der druckgrafischen Bildreproduktion die Linie, und die hat, solange sie einzeln auftritt zunächst einmal formbeschreibende Funktion. Sie grenzt eine Form oder Teile davon von anderen Teilen oder Formen ab. Erst wenn sie gehäuft auftritt, sich in Bündeln verdichtet oder in Strichlagen, Schraffuren überkreuzt, vermittelt sie den Eindruck von Helldunkel. Dabei sind dem Holzschnitt durch die Faserigkeit des Materials deutliche Grenzen gesetzt, was die Feinheit und Geschmeidigkeit der Linie anlangt.
Das Problem, "scheinbare Grautöne" in umfangreicher Skala aus einer realen Druckfarbe Schwarz zu drucken, stellt sich den Druckern seit den ersten Anfängen des Bilddrucks. Im Holzschnitt und Kupferstich löst die Schraffur diese Aufgabe.  Große Liniendichten erzeugen auf hellem Grund den Eindruck von Dunkelheit. Durch Verdichtung der Linien entsteht der Eindruck von Tönen zwischen der schwarzen Druckfarbe und dem weißen Papiergrund. Dabei eignet sich das Material Holz nur für einen geringen Umfang an Tonwerten, während der Kupferstich, dank des härteren Materials eine feinere Lineatur und damit eine feinere Abstufung der Halbtöne zuläßt. Was ein Virtuose allerdings aus seinem Handwerk herausholen kann, das verdient uneingeschränkte Bewunderung. Erst die Vergrößerung macht die Raffinessen sichtbar.

Die Abb. oben zeigt eine Madonna in einem Ausschnitt aus Dürers Holzschnitt "Christus am Kreuz" von 1493. Dürer beschränkt sich zu dieser Zeit auf formgebende Umrisse und parallele Schraffuren, die er in Dichte, Strichlänge und Richtung stark variiert. Er vermeidet in der Schraffur sich kreuzende Linien. Bei einer Höhe von 22 cm ist der gesamte Druck etwas kleiner als DIN A4. Im Vergleich dazu ein Ausschnitt aus der "Auferstehung" von 1511 (große Passion). Mit 39 cm Höhe erreicht das Format fast DIN A3. Der Variantenreichtum im Lineament hat erheblich zugenommen. Für mich am verblüffendsten sind die Stellen höchster Dichte, wo sich wie bei der Federzeichnung die Schraffuren in mehreren Lagen überkreuzen. Um diesen Eindruck zu erzeugen muß der Holzschneider die winzigen weißen Zwischenräume mit geradezu unheimlicher Präzision aus der Druckplatte schneiden. Auf solche Ideen konnte man nur kommen, weil man den Differenzierungsgrad = die Auflösung einer Federzeichnung auch im Druck nicht vermissen wollte. Für verschiedene Bildgegenstände, Oberflächen entwickelt Dürer eine jeweils eigene Lineatur und vermittelt somit den Eindruck äußerst differenzierter Materialbeschreibung. Von der ästhetischen Wirkung einer Malerei bleibt der Holzschnitt dennoch weit entfernt.
1516 sucht in Venedig ein Holzschneider um Erteilung eines Privilegs nach. Wir würden heute sagen, er meldet ein Patent an. Ugo da Carpi gilt damit in Italien als Erfinder des Helldunkel-Drucks. In Deutschland datiert man einen Holzschnitt nach diesem Verfahren bereits auf 1509. Lucas Cranach ist der Autor. Vermutlich reagiert der Italiener mit seinem Wunsch nach einem Privileg auf die Konkurrenz, die ihm in den letzten Jahren aus Deutschland erwächst. Seine Drucke kommen einer Malerei durch Verwendung von Farbe erheblich näher als die üblichen Holzschnitte, die man zur Aufwertung gelegentlich per Hand kolorierte. Neben der schwarzen Druckplatte erzeugt Carpi mit einer braunen Tonplatte eine deutlich malerischere Wirkung. Ugo da Carpi hat Drucke mit bis zu vier Tonplatten hergestellt. Ein mühsamer Weg, um Farbe ins Bild zu bringen, denn für jeden Farbton mußte ein eigener Druckstock geschnitten werden und jede zusätzliche Farbe bedeutet einen weiteren Druckgang.
Wir haben bei Dürer gesehen, dass der Holzschnitt um 1500 herum erheblich an Auflösungsvermögen gewinnt. Ich vermute, dass dies auch mit der Konkurrenz durch ein neues Druckverfahren zu tun hat. Der Kupferstich löst den Holzschnitt ab, weil Künstler und Publikum einen höheren Bedarf nach Detailreichtum und Realistik haben. Der Kupferstich von Raimondi nach einem Bild von Raffael ("Urteil des Paris") zeigt das Anforderungsniveau, das man um 1500 unter Kennern an einen Reproduktionsstich haben konnte. Bei einer Größe von ca 40 x 30 cm weist er eine hohe Liniendichte und damit einen Reichtum an Tonwerten im Bereich Helldunkel auf, den der Holzschnitt so nicht bieten kann. Wir kennen dieselbe Entwicklung aus jüngster Vergangenheit mit der Bildschirmdarstellung. Wer würde sich heute noch mit einer Auflösung von 230 x 256 und 32 Graustufen zufrieden geben. Vor 10 Jahren war das das Grafikformat, in dem wir die meisten Computeranimationen gemacht haben. Die PCs in unserem schulischen Rechnerraum hatten damals noch überhaupt keine Farbe, der Amiga hatte schon 256! Damit kann man Schüler heute nicht mehr locken. 
Der Kupferstich lieferte, wonach das Publikum seit dem Ende des 16. Jhs. zunehmend verlangte, ein differenziertes Helldunkel, zunächst allerdings in der Hauptsache mit Hilfe feinster Linien, Schraffuren. Einfacher als beim Holzschnitt fällt im Kupferstich das Erzeugen einer an- und abschwellenden Linie, wie man sie von der Federzeichnung her kennt. Darin enthalten ist die Möglichkeit, weiche, fließende Übergänge von Hell nach Dunkel zu erzeugen. In der hier gezeigten Vergrößerung einer Schraffur mit taillierter Linie wird schon das Bedürfnis nach dem Punkt sichtbar. Der Stecher hat in jeden Zwischenraum der Kreuzschraffur noch einen Punkt gesetzt, und damit den stofflich harten Eindruck etwas abgemildert. Damit sind wir bei unserem Ausflug über die Linie nun fast schon am Punkt angelangt.

Das Halbtonbild
Nochmal von vorne: Wie kann man in einem Druckgang und mit einer Farbe ein Bild drucken, das über eine ganze Skala von Halbtönen verfügt? 
Das druckgrafische Halbtonbild radikalisiert eine Problemstellung, die schon beim Zeichnen auftritt. Wie erzeugt man mit einem einfarbigen Stift unterschiedliche Töne. Zwei Lösungen bietet die Zeichnung, den differenzierten Druck, den der Zeichner beim Abreiben seines Stiftes auf den Zeichengrund ausübt und die Liniendichte , mit der er seine Spur auf dem Zeichengrund versieht. Der differenzierte Druck wirkt sich vor allem bei weichen Zeichenmitteln deutlich sichtbar aus in der Linienbreite und in der Menge und Deckkraft des Abriebs. Der maschinelle Druck einer Druckerpresse verteilt sich gleichmäßig über den ganzen Druckstock, also scheidet dieses Instrument schon einmal weitgehend aus. Bleibt die Liniendichte als Mittel zur Erzeugung von Halbtönen übrig. Dabei hat der Linienabstand und die Feinheit der Linie z. B. im Holzschnitt eine deutliche Grenze im Material selbst. Das war letztlich wohl auch der Grund, warum die Drucker auf das härtere Metall umstiegen. 
Die Abb. zeigt einen Kupferstich des Apoll vom Belvedere und einen vergrößerten Ausschnitt seines Knies. Der Stecher folgt in seiner ungeheuer präzisen und disziplinierten Lineatur der plastischen Form im Sinn horizontaler Körperschnitte. Durch Verdickung - Anschwellen - und Verdünnung - Abschwellen - der Linie (Taille) sorgt er für eine Minderung des weißen Zwischenraums und damit eine Verdunklung der Stelle.
Die Erzeugung sich überschneidender Strichlagen kann nur einem Holzschneider einfallen, der ein Verfahren des Tiefdrucks auf den Hochdruck übertragen will. Albrecht Dürer war so ein Fall. In den Holzschnitten um 1493 entwickelt sich eine hohe Richtungsvarianz in seiner Lineatur aber ohne sich kreuzende Strichlagen. Erst gegen Ende der 90er Jahre erreicht die Feinheit seiner Lineatur den unglaublichen Grad, dass auch Kreuzlagen so flüssig gelingen, als hätte man es mit einer Federzeichnung zu tun (s. o.).
Solche Übungen wird in der Schule heute niemand anstreben. Der Holzschnitt scheidet als Druckverfahren nahezu aus und Linoleum lässt eine feine Lineatur nicht zu. Der Linolschnitt wird fachlich in der Hauptsache als flächiges Gegenstück zur linearen Radierung gesehen. In welchem Medium soll man dann überhaupt die Erfahrung einer gezielten Erzeugung von Halbtönen machen lassen? Schraffurübungen kommen im gymnasialen Kunstunterricht schnell an eine Lustschwelle der Schüler. Gelegentlich gibt es einzelne Schüler, manchmal Klassen, die bis zu dem Punkt vordringen, wo die Sache beginnt Spaß zu machen, wo die feine Dosierung, die Musterbildung und das meditative Moment der endlosen Wiederholung und nuancierten Modifikation des Linierens Lustgewinn bereiten. 
Bilder auf den Punkt gebracht
1642 erfindet Ludwig von Siegen die Technik des Mezzotinto (das heißt so viel wie 'Halbton').  Koschatzky nennt ihn einen Amateur, der Brockhaus kennt ihn nicht einmal. Immerhin schafft es dieser Freizeitkünstler, die bisher in der Druckgrafik dominante Linie durch den Punkt abzulösen. Dies ist ein ganz entscheidender Schritt in Richtung einer erhöhten Informationsdichte in der Druckgrafik. Außerdem schafft der Punkt als Darstellungsmittel eine einheitliche und gegenüber subjektivem Ausdruck neutrale Bildstruktur, die in ihrem zeilenweisen und mechanischen Aufbau die Grundidee eines maschinellen und technischen Bildverfahrens vorwegnimmt. Mezzotinto ist ein Verfahren des Kupferstichs und damit ein Tiefdruck. Beim Tiefdruck werden einer polierten Metallplatte mit einem scharf geschliffenen Stahlstichel Verletzungen beigebracht, aus denen heraus der Druck erfolgt. Anders als beim Hochdruck bleibt die druckende Linie also nicht stehen, sondern wird entfernt. In den Vertiefungen fängt sich die Druckfarbe, die polierte Oberfläche druckt nicht (kaum) ab. Ludwig von Siegen hat erst einmal eine Kupferplatte hergestellt, von der man einen gleichmäßigen Schwarzton hätte drucken können. Er hat das erreicht, indem er mit einem rechenartigen Stahl, einem "Wiegemesser", kreuz und quer und in großer Dichte punktförmige Vertiefungen in die Kupferplatte eingedrückt hat. Eine äußerst mühsame Arbeit, Koschatzky spricht von drei Wochen Vorbereitungszeit! Die "Zeichnung entsteht dann dadurch, daß mit einem Polierstahl durch Drücken und Schaben die aufgerauhte Fläche dort geglättet wird, wo der Druckton heller werden soll. An den lichten Stellen muß die Platte glatt poliert werden, was nur bei dem relativ weichen Kupfer gelingt. "Schabkunst" heißt das Verfahren deshalb auch. 
Die Abbildung rechts zeigt ein Schabkunstblatt von J. R. Smith nach G. Romney von 1781, "Mrs. Robinson".
Die Abbildung links zeigt eine Aquatinta Radierung von Goya "Hasta la muerte" .
1768 erfindet Joh. Bapt. Le Prince die Aquatinta, als ein Verfahren, um in der Technik der Ätzradierung mit Tonflächen Helligkeiten zu unterscheiden. Noch ist damit kein weicher, stufenloser Tonverlauf darzustellen. Aber das 'Korn' der Aquatinta, das durch Aufschmelzen von Harzstaub auf Metall und Ätzung erzeugt wird, kommt dem späteren Rasterpunkt schon sehr nahe. Der spanische Hofmaler Goya macht sich die neue Erfindung zunutze. Durch unterschiedliche Ätzzeiten erzeugt Goya meist drei Tonstufen. 
In Gegenüberstellung links das Korn der Aquatinta. Kolophonium oder Asphalt wird fein pulverisiert auf das Metall aufgestäubt und durch Erhitzen des Blechs angeschmolzen.  Die zwischen den Körnern frei bleibende Metallfläche wird beim Ätzbad durch Säure angegeriffen und aufgerauht, sodass sie Druckfarbe beim Einfärben aufnimmt.  Rechts die Spuren eines Wiegestahls auf Kupfer. In den Vertiefungen bleibt beim Einfärben der Platte die Farbe liegen, von der glatten Oberfläche wird sie wieder weggewischt.
Auch innerhalb der Lithografie wächst im 19. Jh. schnell das Bedürfnis nach einer Auflösung von Tonflächen in Punkte. Die 'Tangiertechnik' hängt zusammen mit dem bei der Lithografie häufig verwendeten 'Umdruck' und bestand darin, daß Folien mit aufgeprägten Punkten (Tangierfelle) durch Abreiben des Punktmusters auf den Lithostein verschiedene Strukturierungen und variable Punktdichten ermöglichten. Im Prinzip hat sich dieses Verfahren bei den heutigen Abreibeschriften und -Folien erhalten.
Die Idee mit dem Druckraster, und: wie entsteht der Punkt?
Geschichte
Unsere von der Bildschirmdarstellung geprägte Vorstellung vom Pixel hat einen unmittelbaren Vorfahren im Rasterpunkt der Autotypie (Selbstdruck).  Alle Drucksachen, die uns heute bunt und in hoher Auflösung ins Haus flattern, haben im Prinzip denselben Aufbau aus Rasterpunkten, meist in vier Farben. Diese Erfindung geht zurück auf Georg Meisenbach, Kupferstecher aus München. 1881 hat er die Autotypie als Druckverfahren zum Patent angemeldet. Dabei ist seine Erfindung alles andere als die Tat eines Einzelgängers. Zahllose Schritte gehen seiner Erfindung voraus und folgen ihr bis in jüngste Vergangenheit. Seit Erfindung der Fotografie arbeiten zahllose Tüftler an Verfahren der fotomechanischen Herstellung von Druckplatten. Schon bei Talbot taucht die Idee auf "daß man durch Benutzung eines Gewebes ein Halbtonbild aufteilen und zur Druckplattenätzung brauchbar machen kann"
(H.J. Wolf "Geschichte der graphischen Verfahren" Dornstadt, 1990)
Lichtdruck (Josef Albert 1868), Heliogravüre (Karel Kli´c 1879 und Autotypie (Georg Meisenbach 1882) sind die bekanntesten Stufen dieser Entwicklung. 
Die Abb. zeigt Georg Meisenbach, den Erfinder der Autotypie, in einer Autotypie. Zur Veranschaulichung des Rasters habe ich sein Auge vergrößert. Meisenbach verwendete ein Linienraster, das er nach halber Belichtungszeit um 90° drehte. Damit entstanden die Punkte unterschiedlicher Größe, die im Druck wie ein Halbtonbild wirken. Für die Autotypie muß also erst einmal ein fotografisches Halbtonbild vorhanden sein. Vom Foto wird ein gerasterter Film (Repro) hergestellt und davon wird ein Druckklischee geätzt. In jeder Stufe ist wieder die Fotografie beteiligt bei der Übertragung der jeweiligen Vorlage auf Film oder die metallische Druckplatte.
Anwendung
Das Verfahren der Rasterung basiert darauf, daß eine Vorlage mit Hilfe eines Reprorasters (Glasscheibe mit eingraviertem Linienraster) beim Erstellen des Repronegativs in quadratische Flächen aufgeteilt wird, die durch helle Linien voneinander separiert sind. Das einzelne, belichtete Bildelement ist also eine schwarze, punktförmige Fläche, von hellen Linien umgrenzt. Auf dem Weg des von der Vorlage reflektierten Lichts durch ein quadratisches Rasterfeld auf einen Film mit reduzierter Empfindlichkeit werden die verschiedenen Lichtintensitäten umgewandelt in Punkte unterschiedlicher Größe. Das so entstandene, gerasterte Negativ wird wiederum auf eine mit fotografischer Schicht versehene Metallplatte belichtet und geätzt. Ein schwarzer oder farbiger Punkt von bestimmter Größe wird im Druck zusammen mit dem weißen Zwischenraum der Punkte auf der Papieroberfläche im Auge als Helligkeitswert wahrgenommen. Der Verlauf von Dunkel nach Hell sieht vergrößert so aus:
Ein Raster, das sich für eine hochwertige Reproduktion eignet, ein '60er Raster' enthält auf einem cm 260 gedeckte und 60 ungedeckte gleich breite Linien und weist damit auf dieser kleinen Fläche 3600 kleine Rasterfensterchen auf, die nur noch mit einer starken Lupe (Fadenzähler) als Punkte zu erkennen sind.

Die Autotypie löst im Bilddruck die traditionellen Verfahren des Kupferstichs und Holzschnitts ab. Direkter Vorläufer war der Holzstich, auch genannt Xylographie. Erfinder des Holzstichs ist der Engländer Thomas Bewick. Ein Datum oder Patent für diese Erfindung scheint es nicht zu geben, aber sie fällt wohl noch ins 18. Jh. Wie kann man in Holz so feine Linien schneiden? Bewick war klar, daß die Verfeinerung des Holzschnitts nur über ein möglichst hartes und feinfaseriges Material möglich sein würde. Er verwendete das extrem langsam wachsende Holz des Buchsbaums und er stellte das Brett nicht durch Längsschnitt, sondern durch Quer zum Wachstum geschnittenes Holz, Hirnholz, her. Für ein Brett müssen dazu viele Leisten verleimt und glatt geschliffen werden. Schließlich bearbeitete er das Brett nicht mit dem Messer, sondern dem Stichel, einem kantig geschliffenen Stahl, wie er auch zum Kupferstich gebraucht wird. Dadurch bilden die Linien ein so dichtes Netz, daß sie dem Betrachter nicht mehr als Linien, sondern als Tonfläche erscheinen. Der Holzstich ist eine hochgradig verfeinerte, manuelle Kunstfertigkeit, die den Spezialisten erfordert. In der Literatur wird unterschieden zwischen dem Faksimileholzstich, bei dem sich die schwarzen Linien überschneiden, und dem Tonholzstich , bei dem sich die weißen Linien kreuzen. Demnach zeigt die Abbildung einen Tonholzstich. Der Stecher hat sich zudem die Fotografie zur Hilfe genommen und seine Vorlage auf fotografischem Weg auf den Druckstock übertragen. Fotoxylografie nennt sich das dann. Die Xylografie ist ein Hochdruckverfahren und hatte im Buchdruck den Vorteil, dass Text und Bild in einem Zug abgedruckt werden konnten.

Der Verlauf
Ein eigenartiger Zwiespalt existiert zwischen der Bereitschaft  das Schraffieren zu erlernen und dem sinnlichen Reiz, den stufenlos verfließende Farben oder weiche Helldunkel Verläufe auf Jugendliche ausüben. So stellen mit der Airbrush erzeugte Bilder für Jugendliche einen außerordentlichen Anreiz dar, auch wenn sie für uns noch so scheußlich sein mögen. Wenn man Schülern zeigt, wie sie beispielsweise in Photoshop Verläufe erzeugen können, kann man einige immer richtiggehend beglücken. Ähnliche Erfahrungen habe ich mit Fotografie gemacht. Simple Fotogramme gewinnen ästhetisch in den Augen der Schüler ungemein durch ein differenziertes Helldunkel, das man einfach durch Belichten, Schablonieren, Abwedeln erzeugt. Die seit dem Expressionismus in der Kunst so verpönte maschinelle Ästhetik hat im Alltag eine außerordentlich hohe Bedeutung. Ein Blick ins Internet zeigt, daß auch beim Gestalten von Bildschirmseiten der Verlauf von Farben eines der wichtigsten Gestaltungselemente darstellt. Der Verlauf ist eine Zwischenwelt, ein Schwebezustand, den ich vergleichen möchte mit anderen Schwebezuständen, dem Anschwellen und Verklingen eines musikalischen Tons (Sustinato), dem Vor-Sich-Hin-Dösen im Lateinunterricht. Im Traum oder im Rausch gibt es solche Schwebezustände und sie berühren uns gefühlsmäßig sanft, tun nicht weh. Ich halte es für pädagogisch klug, den Schülern Werkzeuge in die Hand zu geben, mit denen sie ihre Gefühlslagen zum Ausdruck bringen können. Der Tonverlauf scheint mir dabei ein ganz wesentliches Mittel.
Fotografie und Raster
Die Abb. zeigt eine Rasterfotografie mit grobem Raster. Der Kopf der Frau vorne im Bild ist gerade mal mit ca 16 Punkten dargestellt. Das erlaubt keine Wiedergabe plastischer oder gar stofflicher Eigenschaften. Dennoch reicht die Auflösung aus, um die Situation einigermaßen einschätzen zu können. Die Rasterpunkte besitzen unterschiedliche Größe und Flächendeckung bezogen auf die immer gleiche Fläche des Bedruckstoffs. Aus dem Zusammenspiel von Punktgröße und unbedrucktem Grund entsteht der Eindruck von bestimmter Helligkeit an jeder Stelle des Bildes. Man erkennt deutlich die Umrisse von Personen und Gebäuden und kann die Tiefenstaffelung des Raums gut abschätzen. Je geringer wir auf die Bildebene und das Punktmuster focussieren (Leseabstand vergrößern, Augen zukneifen), desto günstiger ist das für die Lesbarkeit. Die Reduktion von Sehschärfe und Helligkeitsaufnahme unseres Auges erzeugt eine Steigerung in Bezug auf die Lesbarkeit des Abbildungsinhalts.
Das Verfahren der Rasterung basiert darauf, dass das Negativ beim Vergrößern im Durchgang durch ein Reproraster (Glasscheibe mit eingraviertem oder Folie mit aufgedrucktem Linienraster) in quadratische Flächen aufgeteilt wird, die durch helle Linien voneinander separiert sind. Das einzelne, belichtete Bildelement ist also zunächst eine quadratische Tonfläche, von hellen Linien umgrenzt. Durch reduzierte Empfindlichkeit des Aufnahmematerials werden die Rasterfelder umgewandelt in Punkte unterschiedlicher Größe.
Warum braucht man die Rasterfotografie, wo doch die Fotografie beliebig viele Grautöne erzeugen kann? Das Raster löst keine fotografischen Probleme, sondern Probleme des Drucks. Das Raster ermöglicht ein scheinbares Spektrum an Tonstufen, erzeugt mit nur einer Druckfarbe, in nur einem Druckgang. Das Rasterfoto ist ganz offensichtlich noch nicht reduziert auf Schwarz und Weiß. Einige der dunklen Punkte wirken Grau und auch einige der hellen Punkte haben einen grauen Schleier. Als Druckvorlage müsste das Foto noch im Kontrast verstärkt werden.
Digitus als Maßeinheit
Der Begriff Digitalisierung gilt uns heute als Schlusspunkt in der Entwicklung zur Vermessung der Welt . Dabei greift er in der Wortwahl auf die kleinste Einheit des römischen Proportionssystems zurück: die Fingerbreite. Was den Griechen ihr dactylos war, hieß bei den Römern digitus, ein Maß von ca 2 cm Länge. Begrifflich haben wir uns allerdings weit entfernt von einem Abzählen mit den Fingern oder einer Maßeinheit Fingerbreite. Digital vermessen heißt eine Sache beschreiben mit Hilfe der beiden Zustände elektrischer Ladung: Strom fließt oder nicht, ja oder nein, 1 oder 0. Das ist eine besondere Art des Vermessens, weil sie nicht auf der Teilbarkeit des Maßes beruht. Bei einem Meter ist auch ein halber Meter vorstellbar, bei der Digitalisierung gibt es neben 1 und 0 kein 0,5. Die Parameter der Auflösung sind vor den Maßstab gestellt. Bei jeder Messung muss also erst einmal festgelegt werden, welche Maßeinheit durch die Zustände 1 und 0 ausgesagt werden soll. Dann wird das Objekt danach beschrieben, wie oft und in welcher Reihenfolge die Zustände 1 und 0 vorkommen.

Jedes Pixel muß zunächst bezüglich seiner Lage im Bild eindeutig zugeordnet werden. Diese Seite, beispielsweise, wurde für eine Bildschirmauflösung von 800 x 600 Pixel konzipiert. Bei richtiger Einstellung Ihres Monitors stehen demnach 480000 Bildpunkte zur Verfügung. Während sich Tabellen und Schrift auch an andere Bildschirmauflösungen anpassen, sind die Bilder auf eine Größe festgelegt, meist auf eine Breite zwischen 200 und 300 Pixel bei einer Auflösung von 72 ppi (pixels per inch = Punkte pro Zoll). Das entspricht etwa 28 Pixel pro Zentimeter; da ist der einzelne Bildpunkt vom Auge kaum mehr wahrnehmbar, auflösbar. Bis dahin ist Auflösung eine Messangabe für die Größe der Bildfläche und ihrer Elementarflächen.
Bezüglich der Farbe eines Bilds bedeutet Auflösung die Anzahl der Farbinformationen, die pro Pixel zur Verfügung stehen. Man spricht von Farbtiefe. Ein Pixel mit einer Farbtiefe von 1 Bit hat nur zwei mögliche Werte, z. B. Schwarz oder Weiß. Ein Pixel mit einer Farbtiefe von 8 Bit aufgelöst, besitzt schon 28 oder 256 mögliche Werte. Eine Auflösung von 24 Bit verfügt schon über eine Palette von 224 oder ca 16 Millionen Farbtönen. Dabei werden die drei Grundfarben (RGB) mit je 8 Bit aufgelöst. Das Bild zeigt den Farbeinsteller des Netscape Composer. Er unterscheidet den Farbwert im Sprektrum nach 240 Positionen. Eingestellt ist gerade Position 41. Sie liegt im gelben Bereich. Bei der Farbreinheit = Sättigung unterscheidet er 240 Stufen, eingestellt ist er auf volle Sättigung des gelben Tons mit der Nr. 41. Auch in der Helligkeit kann er 240 Stufen unterscheiden; im Regler ganz rechts eingestellt ist der Wert 83. Für Die Grundfarben Rot, Grün und Blau stehen je 256 Stufen = 8 Bit zur Verfügung. Der gewählte Gelbton enthält 0 Blau, für Grün den Wert 176 und für Rot den Wert 172.

Wie erzeugt der Tintenstrahldrucker seine Grauwerte?
Im Gegensatz zur systematischen Verteilung der Rasterpunkte beim fotobasierten Druck setzt der Tintenstrahldrucker auf eine 'unsystematische' Verteilung von Punkten: 'Error Diffusion'. Zur Veranschaulichung habe ich einen 'Grauwerteausdruck' mit dem Kopierer so stark vergrößert, daß die Punktverteilung des Druckers deutlich lesbar wurde. In den dunklen Partien schließen sich die Punkte zu flächendeckenden Zonen zusammen. Die hellen Partien an der Stirn und im Hintergrund bleiben frei von Punkten. Die Zonen mittlerer Helligkeit sind von Punkten überzogen, die in Größe und Form unterschiedlich sind und über ihre unterschiedliche Dichte zusammen mit dem weißen Papierton unserem Auge die Halbtöne vermitteln, die wir von fotografischen Bildern und ihren Abkömmlingen her kennen, und die sich als Lichter und Körperschatten lesen lassen. Andererseits liegt in der Verteilung der Punkte auch eine Perspektivische Wirkung. So bilden die Punkte etwa auf der rechten Backe mehr oder weniger deutliche diagonale Linien mit variablem Abstand. Dass sich diese Abstände gerade im mittleren Bereich der Backe weiten, hinterlässt den Eindruck plastischer Formgebung, Wölbung,  genauso, wie man im Bereich Nasenwinkel / Lippe die Verengung der Linien als plastische Vertiefung sieht. Auch die Verdichtung der Punkte auf der linken Seite des Nasenrückens vermittelt eine perspektivische Wirkung: eine mit Punkten gleichmäßig bedeckte Fläche würde, aus einem steilen Winkel betrachtet, die Punkte auf der Fläche zusammenrücken lassen. Helldunkel und Punktstruktur dieses Bildes enthalten also auch Informationen über das Wölbungsverhalten des plastischen Körpers Kopf.
Malerei mit Punkten
Etwa zeitgleich mit Meisenbach entwickelt Seurat eine neoimpressionistische Malerei, die auf der Idee des Bildrasters basiert. Sein programmatisches Bild in diesem Sinn war "Ein Sonntagnachmittag auf der Insel la grande Jatte" von 1886. Allerdings stößt er da mit seiner disziplinierten Punkttechnik bei seinen Zeitgenossen nur auf wenig Resonanz, weil bereits die Weichen hin zum Expressionismus gestellt sind, der den Pinselstrich als Ausdrucksmittel braucht, und sich nicht mit einer fast maschinellen Malweise begnügen will. Das Verfahren der Punktierung wandert in die Lithografie ab als manuelle mehrfarbige Reproduktionstechnik. Lithografien um die Jahrhundertwende arbeiten vielfach mit diesem zeitaufwendigen Verfahren. Sie basieren auf einem manuellen und visuellen Farbseperationsverfahren. Für jeden Farbauszug - und es waren meist mehr als drei Farben notwendig - wurde ein eigener Druckstock hergestellt.
Wie mir scheint, hat sich erst die Popart wieder für das Raster und den Punkt interessieren können, und zwar in der Gestalt von Roy Lichtenstein, bei dem es wieder auftaucht als malerische Reproduktion und ästhetisches Zitat einer Reproduktionstechnik. 

Ein tiefergehendes Interesse am Raster als einem Wahrnehmungsphänomen entdeckte der Fotorealismus und ganz besonders der Amerikaner Chuck Close. Die hier gezeigte Portraitstudie verwendet den Fingerabdruck als Rasterpunkt. Die Helldunkel-Wirkung tritt aus verschiedenen Gründen ein. Einmal sind die Punkte nicht gleich groß, zum anderen sind sie von unterschiedlicher Schwärzung, allem Anschein nach mehrfach übereinander gedruckt. Das erscheint mir als ein Spiel, das auch Schüler einer Oberstufe zum Nachvollzug am eigenen Portrait reizen könnte. Insbesondere in seinen Zeichnungen, von denen man hierzulande noch wenig gesehen hat, exerziert Close sein Thema in schier endlosen Varianten durch.

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Literatur:
"Vom Holzschnitt zum Internet" Katalog einer Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim 1997
"Geschichte der graphischen Verfahren" von H.J. Wolf, Dornstadt, 1990
"Der Kanon in der ägyptischen Kunst" von H.W. Müller, in: "Der vermessene Mensch", München 1973