Zum
Impressionismus
von Uli Schuster |
Als Courbet 1855 seinen Pavillon
"Le Réalisme" eröffnet, ist Renoir gerade 14 Jahre alt,
Monet
15, Sisley 16,
Degas 21, Manet 23. Seurat und
Signac
sind noch gar nicht geboren. Cezanne drückt mit Zola in Aix
en Provence die Schulbank. Dies ist eine Generation französischer
Maler, die der europäischen Kunst völlig neue Maßstäbe
aufprägen wird. Sie selbst verstehen sich in der Mehrzahl zunächst
als Realisten im Gefolge Courbets und wollen damit hauptsächlich
eine Abgrenzung herstellen zu den Künstlern, die sich einer akademischen
Tradition folgend an literarischen Ideen und Idealen orientieren. Deren
Hauptvertreter ist in der Mitte des Jahrhunderts Ingres ein Schüler
Davids. (siehe auch eigene
Seite im kusem zum Realismus)
Ingres ist gerade am Höhepunkt seiner Karriere angelangt und wird mit Ehrungen überschüttet. Delacroix ist noch Herausforderer als Vertreter der Romantik, Courbet schmollt, weil seine Riesenschinken, "Das Atelier" und "Das Begräbnis" von der Jury der Weltausstellung 1855 zurückgewiesen wurden. Rousseau, einer der Hauptvertreter der Pleinairmaler aus Barbizon, belegt auf der Weltausstellung mit seinen Bildern immerhin einen ganzen Saal. Für das Zeitgenössische Kunstpublikum gilt immer noch der Klassizismus als die ästhetische Norm und die Romantik als die kommende Kunst. Vom Realismus will man noch wenig wissen. |
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Kein Wunder, daß für die nachkommende Generation der Klassizismus der akademischen Lehrer zwar die Ausbildungsgrundlage darstellte (Monet, Renoir, Sisley, Bazille lernen sich im Atelier ihres gemeinsamen Lehrers Gleyre kennen), während aber die heimliche Sehnsucht dem Realismus galt, der sich zunehmend lautstark und mit wachsender Vehemenz gegen die idealistische Schönfärberei der Klassizisten wandte. In gewisser Weise gehen die Realisten konform mit den Romantikern (insbesondere Delacroix wir verehrt). Gemeinsam stellen sie dem akademischen Primat der Zeichnung die Forderung nach einem Vorrang der Farbe gegenüber. Der klassizistischen Vorstellung vom Meisterwerk als einer makellosen, vollendeten und dann auch zeitlosen Schöpfung stellt bereits die Romantik die Idee des Unvollendeten, fragmentarischen entgegen. Auch daran knüpfen die Realisten und insbesondere die Impressionisten an, indem sie den Faktor der Zeit in die Werkvorstellung integrieren, die momentane Impression, den flüchtigen Augenblick, das Skizzenhafte und das Serielle, Prozesshafte in den Vordergrund rücken. |
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Pleinairismus
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Wie
ist der Gegensatz von Thema (Sujet) und Motiv in der
Malerei zu erklären?
Das Interesse an einem klassizistischen Gemälde war in der Hauptsache begründet durch das Thema, das im Bild bearbeitet wurde. Im Thema enthalten war der geistige und moralische Anspruch, mit dem der Autor den Wert seiner Kunst begründete. Deshalb konnte eine simple Landschaft nicht den gleichen ideellen Anspruch erheben wie ein Historienbild. Das edle Thema und seine würdige Bearbeitung machten ein Gemälde zu einem Kunstwerk, dessen Gehalt den Betrachter zu geistigen Höhen erhebt. Während der Historienmaler stets auf der Suche nach dem idealen Thema war, sucht der Impressionist nach dem eindrucksvollen Motiv. Den Impressionisten interessiert eine Landschaft nicht als Schauplatz historischer Begebenheiten, sondern als optischer Eindruck, als sinnlicher Reiz. Monet hat den Charakter des Motivs in einem sehr drastischen Beispiel erklärt.
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Voraussetzungen
Der Impressionismus ist nicht auf dem Boden der Malerei allein entstanden. 1839 wird die Photographie von Daguerre zum französischen Patent angenommen. 1855 meldet Poitevin den Lichtdruck und die Photolithographie zum Patent an. 1869 veröffentlicht Ducos du Hauron die Theorie der subtraktiven Dreifarbenphotographie. 1878 bringt Ben Day sein Rapid Shading Medium auf den amerikanischen Markt und 1881 meldet Meisenbach die Autotypie zum Patent an. Allen Erfindungen gemeinsam gilt:
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Begriff Impression und
Werkverständnis
Im Katalog zur Ausstellung "Impressionismus - Wie das Licht auf die Leinwand kam" gehen die Autorinnen Schaefer, von Saint-George und Lewerentz der Begriffsgeschichte des Worts Impression nach. Im Larousse von 1873 stoßen sie auf zwei verschiedene geläufige Definitionen:
In der Ölmalerei gibt es seit der Renaissance den Begriff der Imprimitur für die diversen Techniken der Grundierung. Dumonts "Handbuch der Gemäldekunde" versteht undter Imprimitur "Eine dünne Farblage, die direkt auf der Grundierung liegt". Damit kennzeichnet
der Begriff Impression auch ein neues Werkverständnis in der
Kunst, das ein zeitliches Moment in den Akt der Wahrnehmung von Natur und
damit auch in den Herstellungsprozess eines Bildes dieser Natur impliziert.
Seine Faszination für den Augenblick, den flüchtigen Moment,
die Vergänglichkeit und Veränderlichkeit einer Wahrnehmung gibt
dem skizzenhaften Charakter der Bildfindung, aber auch der Bildreihe einen
neuen Wert. Damit stellt sich auch die Frage neu:
Wann ist ein Bild
fertig? Der Klassizismus sieht das Bild noch als zeitlos und damit
der Ewigkeit verpflichtet an. Der Realismus trägt der Erkenntnis Rechnung,
dass jede Wahrnehmung und damit jede im Bild festgehaltene Wahrheit ein
Verfallsdatum impliziert. Der Impressionismus erhebt dieses neue Werkverständnis
zum Programm.
Zum
Kunstbegriff nach dem Impressionismus
Mit dem Impressionismus wird es für
eine sich jeweils als Anantgarde empfindende Generation junger Künstler
zur Mode die Grenzen des jeweils zeitgenössischen Kunstverständnisses
zu sprengen.
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Netzquellen
zum Impressionismus
http://www.kusem.de/lk/gym8/su42/kommbre.htm
http://privat.schlund.de/j/joof/impress/literat/index.htm
http://www.onlinekunst.de/januar/19_01_Cezanne.htm
http://metalab.unc.edu/wm/paint/theme/impressionnisme.html
"Impressionismus - Wie das Licht auf die Leinwand kam", Ausstellungskatalog Köln, Autorinnen: Schaefer, von Saint-George und Lewerentz , 2008 |